Samstag, 17. Dezember 2016

Der Bann ist gebrochen

Die ersten drei Geschenke sind gekauft.

Dieses Jahr wird nix bestellt. Das wäre mir so kurz vorm Fest viel zu stressig. Ein Geschenk bereitete mir schon leichte Alpträume. Ich wachte auf mit dem Gedanken daran, wie ich es mit Honig auf Toast schrieb. Das war dann ein Zeichen, an dem Tag wirklich und wahrhaftig loszuziehen. Und juchhu, den großen Elektronikmärkten sei dank, war vorhanden, gekauft.

Ganz nebenbei ein leicht kafkaesker Prozess: Finde eine Verkäufer. Der bestellt das Produkt an seinem Computer online. Mit dem Ausdruck zur Kasse, bezahlen. Ständig denken: Bestimmt hab ich was falsch verstanden und der schickt mich hier gleich wieder weg, nachdem ich so lange angestanden hab. War aber doch alles richtig. Dann abholen, aber nicht an der Abholung für Online-Bestellungen, sondern an der Information. Aber sicherlich hat hier jeder schon viel öfter bei Saturn gekauft als ich und ich sorge mit dieser Beschreibung nur für leichtes Gähnen "Been there, done that".

Gut. Den Rest der Geschenke besorge ich Montag vormittag, wenn die Geschäfte sicherlich ÜBERHAUPT NICHT so voll sein werden wie am Wochenende. So denke ich mir das zumindest. Ist sogar noch genug Zeit, um ein Päckchen mit Geschenken wegzuschicken, dass auf jeden Fall pünktlich ankommt. Und sicher werden in der Post auch ÜBERHAUPT NICHT viele Menschen anstehen. So wird es kommen, ich sag es Euch.

Und jetzt entschuldigt bitte, ich muss jetzt, immerhin einen Abend vor Bestellschluss für Heilig Abend, noch ein Fotobuch zusammenschustern.

Montag, 5. Dezember 2016

Was mache ich am 5. Dezember?

Frau Brüllen fragt wieder, was wir so den ganzen Tag machen und Blogger, die mal keinen Bock auf Themensuche haben, antworten ihr - so wie wir hier.

Was ich heute gemacht habe - und vielleicht einiges davon gern gelassen hätte

- Eine Spülmaschine vor dem Frühstück leergeräumt. Obwohl das gar nicht meine Aufgabe ist. Und obwohl "vor dem Frühstück" soviel heißt wie "mitten in der Nacht". Zumindest sieht es so aus und fühlt sich auch so an

- Mich noch mal hingelegt, nachdem die Kinder alle pünktlich und wohlversorgt aus dem Haus waren. Wie gut das tut, seit ich mir zugestehe, dass ich einfach acht Stunden Schlaf am Tag brauche, egal um welche Uhrzeit, aber mit weniger komme ich nicht gut und vor allem nicht dauerhaft über den Tag

- Gearbeitet

- Rechnungen geschrieben

- Die Veranstaltung für den 10. Dezember (Tag der Menschenrechte) vorbereitet. Mir Sorgen gemacht, weil die DVD für die Filmvorführung noch nicht angekommen ist. A4-Plakate ausgedruckt. Rausgegangen, aufgehängt - obwohl ich das hasse und nur in Läden nachfrage, wo ich zu 90% sicher bin, dass sie Ja sagen. Es gibt übrigens noch Waschsalons mit Schwarzen Brettern, wo man niemanden fragen muss, hab ich heut festgestellt. Alles in allem aber vermutlich ein Grund, weshalb unsere Öffentlichkeitsarbeit (ja, schau nur betroffen, Amnesty International Harburg) noch ausbaufähig ist.

- Nikolaus-Kleinigkeiten besorgt. Und obwohl es wirklich nur Kleinigkeiten aus dem örtlichen Drogeriemarkt waren, kommen bei drei Kindern halt doch 50 EUR zusammen. Ok, minus die drei Pfund Butter, die kriegt keiner in den Stiefel

- Kind vom Sport abgeholt. Mann, war das kalt, ein Glück, dass wir ein Auto haben.

- zu viel Zeit mit Blödsinn vorm Bildschirm verbracht. Leider wie fast jeden Tag. Fernsehen. Online-Spiele.


Was ich nicht gemacht habe (aber gern hätte)

- diese E-Mail an einen Freund geschrieben. Aber weil die Zeit zum Nachdenken braucht, steht sie schon seit Tagen, vielleicht Wochen, ziemlich weit oben auf der Zu-Tun-Liste, ohne dass sie ihre Position verändert

- Papierkram mit Ämtern erledigt. Oder zumindest angefangen.

- zwei Arzttermine für mich gemacht. Für mich klappt das immer als allerletztes. Vermeidungsstrategie oder Mutter-Opfermythos? Wer weiß - und wer will das letztlich wissen

- eine Bewerbung geschrieben für DIE Stellenausschreibung, auf die ich quasi seit Jahren warte. Weil ich es vergessen/verdrängt habe. Weil ich mir eh keine großen Chancen ausrechne, aber es bei dieser Stelle natürlich besonders weh tun würde. Weil ich mir so richtig dolle Mühe geben müsste. Müsste ich? Oder?

- Geschenke besorgt. Oder zumindest schon mal geplant. Oder das Sommerferien-Fotobuch zu Ende bestellt

Insgesamt ein sehr normaler Tag.

Kochprofi

Zu den Profis (oder den Opfern des Trends zur exotischen Küche) kann man sich wohl zählen, wenn man sonntags, nach Beginn des Teigrührens für den Honigkuchen entdeckt, dass kein Lebkuchengewürz im Haus ist. Aber dafür JEDES EINZELNE GEWÜRZ, was man dafür so braucht. All die Nelken, Piment, Korianderkörner usw.

Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich muss nach Rezepten googeln, die Muskatblüte benötigen - in einem Anfall von Übereifer habe ich davon irgendwann mal zwei Packungen erworben. Kann man die für irgendetwas anderes benutzen als Weihnachtsbäckerei?

Sonntag, 20. November 2016

Geht doch

Wenn man sich mal wieder so richtig unersetzlich fühlt. So: "Was würden die nur ohne mich machen?" Und auch: "Immer muss ich alle antreiben, ohne mich würden die doch nicht mal pünktlich aus der Haustür kommen." Und nicht zu vergessen:"Jeden Morgen muss ich mit dem Wecker aufstehen, nicht EIN Mal kann ich ausschlafen, nicht mal am Wochenende!"

Wenn man also so richtig schön im Selbstmitleid versinkt, dann, ja dann, ist es Zeit, einfach mal liegen zu bleiben. Den Wecker auszuschalten. Rebellin sein.

Tja und dann? Dann stellt man fest, wie gut sich alles fügt. Wer das Essen macht, und was für Essen. Wie alle trotzdem gewaschen, gekämmt und vor allem angezogen den Weg nach draußen finden. Keine Minute später als sonst.

Immerhin haben sie die frischen Brötchen vermisst, eventuell bin ich also nicht vollkommen überflüssig - nur weit weniger unabdingbar, als ich das in dunklen Momenten befürchte. Ist doch auch beruhigend.

Samstag, 19. November 2016

Fortschritt durch Technik?

Wir leben im Luxus. Wir haben zwei Waschmaschinen!

Wie es dazu kommt? Nun, die erste machte ein paar Mucken, fraß Löcher in einzelne Kleidungsstücke, wirkte, als sei sie ziemlich durch. Wir zogen um, hatten plötzlich eine Waschküche statt vorher eine waschmaschinengroße Lücke in der Küchenzeile. Und hatten zwei Anschlüsse in dieser Waschküche, weil unsere Wohnung früher zwei Wohnungen waren. Da zog die neue Maschine ein. Es stellte sich heraus, dass die alte entweder durch direkte Aussicht auf ihr Nachfolgemodell gefügiger geworden oder beim Umzug zurechtgeruckelt worden war - sie war gar nicht mehr so schlimm und wir waschen darin jetzt vielleicht nicht unsere Lieblingsstücke, die nie nicht kaputt gehen dürfen, aber alles andere geht.

Ein paar Mucken hat sie natürlich. Zum Beispiel läuft sie nicht einfach los nach Anschalten, nein, da blinkt erst mal empört das "Tür"-Symbol. Man muss einmal kräftig gegen die Tür treten, damit das Schloss auch wirklich einrastet. Bzw. nach so langer gemeinsamer Zeit hat man eine kräftig-zärtliche Zustoßtechnik entwickelt, die den Tritt ersetzt.

Ansonsten genießen wir den Luxus, die Wäsche für fünf Menschen in der halben Zeit wie üblich gewaschen zu bekommen. Nur deshalb haben wir vermutlich keinen Trockner, es ist einfach genug Zeit, das Ganze aufzuhängen (wobei ich im Winter immer mal wieder an die Grenzen kommen, vor allem, wenn jedes zweite Wäschestück - wundersamerweise aber nicht jedes, obwohl sie in derselben Trommel waren - unangenehm nach Trockenboden riecht).

Wir wuschen also  mal wieder fröhlich vor uns hin. Ich ging in den Keller, wollte die gewaschene Wäsche nach oben bringen. Da piepst es, schon auf der Kellertreppe zu hören. Eine Störungsmeldung! Und natürlich hat es anderthalb Stunden gedauert, bis ich das überhaupt mitkriege, für manches ist eine Waschmaschine IN der Wohnung auch nicht zu verachten.

Ein ominöses "E40" blinkt auf dem Display. Hm. Die Wäsche ist nicht mal nass. Wasserhahn aber aufgedreht, so viel prüfe ich immerhin. Also mit nur einer gewaschenen Ladung nach oben. Aufhängen. Dann im Berg der Bedienungsanleitungen graben bis man sich zur richtigen Waschmaschine durchgearbeitet hat (hat hier jemand ein Bedienungsanleitungsaufbewahrungssystem, das über "alles in eine Kiste" hinausgeht und sich bewährt hat? Ich hätte Interesse). Gedankengänge: "Vielleicht ist der Filter verstopft, mit Socken, Geldstücken und so? Hab ich ja ewig nicht mehr aufgemacht, macht ja keiner freiwillig". "Hoffentlich ist es nichts ernstes, weiß nicht, ob ich zurück zur "Ein-Waschmaschinenzeit" könnte."

Ein Chaos aus "Toaster", "Waffeleisen", "Geschirrspüler" und ähnlichen Heftchen hinterlassend, finde ich endlich eine Waschmaschinenanleitung.  Ach nee, das war die andere. Aber jetzt: Bla, bla, bla, wo stehen denn jetzt die Fehlermeldungen?
Ah.
E40.

"Tür nicht richtig geschlossen"

Einer dieser Momente, in denen man den technischen Fortschritt so richtig zu schätzen weiß.

Mittwoch, 16. November 2016

Hausfrau und Mutter hat gelernt

- wenn man sich erst einmal damit abgefunden hat, dass Kinder-ins-Bett-bringen mindestens eine halbe, eher aber eine  ganze Stunde dauert, geht es eigentlich. Es gibt für Eltern nur bedingt ein Recht auf Freizeit
- selbstgebackene Plätzchen machen stolz (mich zumindest), sind lecker, aber es ist absolut nicht der Figur zuträglich, sie bereits ab November im Haus stehen zu haben. Der Jahreszeit, in der niemand  mit einem Funken an Selbstachtung zum Sportmachen nach draußen geht!

Sonntag, 6. November 2016

Was ich gestern gemacht habe - WMDEDGT 11-2016

Was hab ich denn eigentlich gestern gemacht? Frau Brüllen sammelt das ja unter WMDEDGT.

Samstag ist bei uns ein eher voller Wochenendstag. Oder ich bin da etwas empfindlich und schneller angestrengt als anderefen, das dürfen Sie entscheiden.

Zumindest klingelt der Wecker (ist es dann eigentlich Wochenende oder zählt das nicht noch zur Arbeitswoche, wenn ein Wecker klingelt?), allerdings zwei Stunden später als unter der Woche. Ja, ich weiß, manche Menschen mit Kinder würden das schon nahezu ungestörtes Ausschlafen nennen, aber hier hat sich das Langschläfer-Gen dominant durchgesetzt und wir sind alle nicht so richtig begeistert von der Aufstehzeit.

Im Regen raus zum Bäcker, Brötchen holen. Irgendwann früher war mal angedacht, dass das die Kinder abwechselnd übernehmen können, "so wie bei uns früher", aber die Opposition dagegen war so stark und morgens frühs am Wochenende mögen wir keinen Streit. "Wähle Deine Kämpfe" - dann leg ich lieber Wert auf andere Hilfe im Haushalt bei Wäsche und Geschirr.

Dann der übliche Kampf, einen Teil der Baggage zumindest halbwegs pünktlich zur Tür hinauszuschaffen, damit sie zu ihrem Unterricht kommen. Ein Kind und ich können noch etwas länger zu Hause bleiben. Wocheneinkauf erledigt auch der treusorgende Familienvater - vielen Dank dafür!

Ja, früher war es schön, als wir den Wocheneinkauf unter der Woche geschafft haben, aber wie höre ich manchmal: "Man muss loslassen können". Idealvorstellungen loslassen und sich immer mal wieder einer neuen Realität zu stellen.

Dieses Wochenende nicht von Schwimmkursen durchschnitten - der Anschlusskurs war  voll belegt, es geht erst im Januar weiter. Schrieb ich schon mal, dass es aufwändig ist (und teuer), ein Kind schwimmen lernen zu lassen? Gerade "müssen" wir nur ca. 1x in der Woche ins Schwimmbad, damit das Kind bis Januar nicht alles wieder vergisst. Ab Januar dann wieder jeden Samstag und Sonntag. Und einen Schwimmverein für die weitere Festigung sollten wir jetzt auch schon mal suchen, letztes Mal hat es ein Jahr gedauert vom Sichern des Platzes auf der Warteliste bis zum Start im Schwimmbecken.

Kinder abholen, Bücherhalle (so heißen hier oben die städtischen Büchereien). Die Kinder brauchen danach noch Sachen, ich muss noch zur Bank, also ab in die Stadt. Socken, Handschuhe. So viel nette Dinge gesehen, die wir auch gern hätten. Tauchring, Schwimmbrillen. Beschlossen, dass es das erst Weihnachten gibt. Wurde verstanden. Bin bisschen stolz auf meine Kinder. Mütter, pff. Mich plagt der Hunger, die Kinder sind noch ganz friedlich. Wir rufen zu Hause an, damit das schnelle Mittagessen am Samstag (die üblichen Nudeln mit Soße) schon fertig ist, wenn wir ankommen. Klappt einwandfrei.

Zwischendurch bisschen Haushalt, Wäsche und so Sachen. Dann endlich "Mittagspause". Heißt: Mama schläft, die Kinder hängen vor Fernseher, Computer, Tablet ab. Früher hatte ich hin und wieder Ehrgeiz, das zu ändern. Aber dann hätte ich wachbleiben müssen. Wähl Deine Kämpfe weise - und genügend Schlaf kann man gar nicht überbewerten!

Abends gemütliches Abhängen. Neueste Entdeckung: Die Bücherhallen haben nicht nur tolle (und aktuelle) Bücher im Programm, Musik-CDs, sondern auch Serien auf DVD!

Samstag, 29. Oktober 2016

Liebe ZEIT, ist es denn immer noch nötig? Das Frauenzählen?

Die aktuelle Ausgabe. Sonderteil "Glauben & Zweifeln" zum 500. Geburtstag der Luther-Thesen. Quasi jeder, oder zumindest 95 mehr oder minder Prominente, "Theologen, Politiker, Dichter und Kaberettisten, Wirtschaftsbosse und Journalisten" durften mal ran und sagen, was für sie "heute christlich" ist.

22 davon waren Frauen.

22.

Nicht mal ein Viertel.

Ich hab vergessen, was die üblichen Ausreden sind, wenn in Talkshows etc. mal wieder nur eine (oder gar keine) Alibifrau sitzt. War es was mit "gibt keine weiblichen Experten in dem Gebiet", "so wenige Frauen wollen ins Rampenlicht" oder ähnliches? Mir war so.

Aber nun Gott. Oder Christentum. Sie fragen auch nicht explizit Fachleute, also TheologInnen. Nein, jede, jeder darf mal ran, der sich was zu sagen traut. Beim Glauben gibt es auch nicht so richtig ein "besser" und "schlechter" glauben, es ist also nicht so, als ob die besten, schönsten und richtigsten Gläubigen halt momentan zu 75% Männer sind und deshalb musste man unbedingt. Auch scheint die Redaktion in letzter Zeit nicht unbedingt in einer durchschnittlichen Kirche im Gottesdienst gewesen zu sein, sonst wüsste sie, dass dort der Anteil von Frauen meist deutlich über 50% liegt. Es sind mehr Frauen Kirchenmitglied (bei den Evangelischen) als Männer. Seit Jahrzehnten. Bei den Ehrenamtlichen ist "etwa jeder vierte Freiwillige in der Diakonie [...] ein Mann, in der Kirche ist es jeder Dritte" - genau, drei Viertel bzw. zwei Drittel sind Frauen!

Aber danke, liebe ZEIT, dass Ihr die wahre Fachleute für Glauben und Christentum gefunden habt, für die Beziehung zu Gott - und dass drei Viertel davon Männer sind! Da weiß ich, als Frau, Leserin und Christin, doch mal wieder, wo der Hammer hängt und wer was zu sagen hat in unserer Gesellschaft und wen ihr lieber schweigend übergeht, weil sie ja nicht so wichtig sind.

Montag, 24. Oktober 2016

Was kann man mehr verlangen

Habe einen der Höhepunkte der Elternschaft erreicht. Wir sprechen über Kantinen- und Mensa-Essen. Die Kinder essen ja regelmäßig ihr Mittagessen in der Schule.

Ich weiß, ich weiß, erstklassige Vorbereitung auf das Arbeitsleben als Angestellte/r, ob man das nun gut findet oder nicht:
- Schulkantine oder Kantine an der Arbeit - Massenverpflegung, wiederaufgewärmte Kartoffeln, Standardgerichte
- Lernentwicklungsgespräche, bei denen "Verträge" über Lernziele geschlossen werden - genau, wie Zielvereinbarungen in der Arbeitswelt
- binnendifferenzierter Unterricht - jeder macht was anderes, alle in einem Raum. Das perfekte Training (auch lautstärkemäßig) fürs Großraumbüro

Aber ich wollte hier ja was positives erzählen. Wir reden also. Und ich erfahre, dass das Essen in der neuen Schule besser ist als das in der alten. Und dann. UND DANN! Ohne, dass ich danach gefragt hätte oder unauffällig das Gespräch gelenkt hätte. Sagt das Kind: "Aber bei Dir schmeckt es natürlich viel besser".

Ja. Beckerfaust! Ich koche besser als die Großküche!

Nein, das war natürlich nur die halbe Freude. Die andere, dass ein Kind, mein Kind tatsächlich und freiwillig etwas nettes zu mir und über mich sagt. Ein Lob. Hätte man mich früher ja nie zu gekriegt. Hätte gar nicht gewusst, wie das geht, vermute ich.

Freu mich.

Freitag, 14. Oktober 2016

Wie sie mir zuvorkamen - Family unplugged

Mein Traum. Mein unvollendetes Projekt. Mein in Wahrheit noch nicht mal wirklich angefangenes Projekt. Aus der Kategorie "Wie schaffen das die anderen" kommend.

Welche Modelle für das Zusammenleben als Familie und Vereinbaren von Berufstätigkeit und Kindern gibt es. Mit konkreten Beispielen, wie das funktioniert. Und was daran gut geht und was schwierig ist. Also so nach dem Motto:
Beide Elternteile voll berufstätig als Angestellte (aus meiner Sicht eine der anstrengendsten Konstellationen), wie macht man das dann mit Kindern: Kindermädchen, Tagesmutter, Ganztagskita, Au Pair. Ach, ich merk, wenn man es dann mal konkret hinschreibt, wird das Ganze sogar NOCH komplexer!

Zumindest hab ich das noch nicht mal angefangen und dann gefunden, dass es so was ähnliches schon gibt. Zwar mit Videos statt Text, was ich persönlich ja nicht so mag (mich kann man mit Transkripten im Internet glücklich machen, damit ich schnell drüberlesen kann, was mich interessiert und den Rest überspringe).

Also hier: Family unplugged

- professionell journalistisch (u.a. von Lisa Ortgies, die von Frau.tv und kurzzeitig mal der EMMA)
- sympathisch Familien in ihrem täglichen Umfeld gezeigt, mit Kindern, die durchs Bild springen und reinplappern
- wie schaffen die das. Z.B. "Julia & Mario", zwei Kinder, sie hat MS. Sie arbeitet 80%, er weiß ich grad nicht, Kita, Hilfe der Großeltern.

Zu empfehlen. Vielleicht mal abends statt Fernsehen

Samstag, 8. Oktober 2016

IRE - Wiedersehen mit den Neunzigern

In letzter Zeit fahre ich häufiger mit dem Interregio-Express (Hamburg-Berlin). Unter uns Kennern: IRE. Und, bäm, damit wären wir auch schon direkt zurück in den Neunzigern. Als der Interregio ein innovatives und neues Konzept war. Und türkis eine tolle Farbe für Sitzbezüge.

Da im und am Zug so viel Werbung dafür gemacht wird, wie toll und neu dieses Angebot ist, stelle ich mir die Situation im Bahn-Tower folgendermaßen vor:

Abteilung Produktentwicklung
A: Also, diese Fernbusse, da muss man doch was machen.
B: Die sind so billig! Grad auf der Strecke  Hamburg-Berlin, da ist der ICE schnell, aber teuer.

A: Dann brauchen wir da einen billigeren Zug. Hm. Da steht doch noch dieser Interregio rum. Der ist doch schon lange abgeschrieben. Das ist doch reiner Gewinn, was der einfährt.
B: Aber ... der ist schon ziemlich alt. Die Sitze ... die Fenster ... WLAN, diese Busse haben doch alle WLAN!

A: Ok, WLAN machen wir auch. Aber die Sitze? Also bitte, die sind doch noch gut! Na ok, den Bezug der Kopfstützen dürfen Sie austauschen, aber der Rest bleibt, bis er auseinanderfällt. Und die Fenster, die man nach unten ziehen kann? Reine Nostalgie, die Leute werden es lieben. Vor allem, wenn die Klimaanlage ausfällt.
B: Klimaanlage? Welche Klimaanlage?

A: ABGESCHRIEBEN, lieber B, abgeschrieben. Top-Preis drauf, so was wie .. 20 EUR pro Strecke, 30 EUR hin und zurück und ab geht die Post, äh, Bahn!
B: So machen wirs!

Wie soll ich sagen: Das Konzept scheint aufzugehen, ich bin regelmäßig dabei!

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Was mache ich eigentlich den ganzen Tag? WMDEDGT 10/2016

Frau Brüllen fragt, was wir den ganzen Tag so machen - und wir fragen uns das ja auch immer mal wieder, da tut es gut, es schriftlich festzuhalten.

Morgens wie immer: Als erste aufstehen, Frühstück vorbereiten, die Kinder hochjagen. Heute durfte ein Kind zu Hause bleiben (Lehrerkonferenz, ganztägig) - aber eins von den unproblematischen, schon alt genug, so dass das Home Office ohne Probleme stattfinden konnte.

Das ist momentan sowieso der Zwiespalt. Einerseits so schön, dass die immer größer werden, unabhängiger, selbständiger. Andererseits kann es ganz schön still zu Hause sein, wenn nur die größeren Kinder zu Hause sind und man freut sich, wenn die Kleine wieder da ist, die einfach noch viel mehr auf die Eltern bezogen ist. Aber keine Sorge, wir fangen nicht noch mal von vorne an, ich hab die Babyzeit bei aller erinnernden Verklärung noch nicht ganz vergessen und bin dafür nicht noch ein viertes Mal zu haben (aargh, wo ist das Holz zum Dranklopfen, wenn man es mal braucht?).

Also war Arbeit angesagt. Zunächst der schöne Teil: Rechnungen schreiben. Dann: Buchhaltung, Behördenkram. Da ich einige Dinge dabei zum ersten Mal machte, fand ich es gar nicht so schlimm, wie diese Themen gemeinhin beschrieben werden. Das kommt dann sicher mit der Zeit, ich vertraue da der Weisheit der Masse.

Dann die eigentliche Arbeit. Bisschen rumgedödelt beim neuesten Kunden - na, da komm ich auch noch rein. Für mein leicht panisches Grundgemüt bin ich erstaunlich entspannt bei diesem Neuanfang in der Selbständigkeit. Vielleicht, weil ich das alles noch nicht als in Stein gemeißelt betrachte. Oder weil ich so weit bin, dass ich weiß, dass nichts in Stein gemeißelt sein muss. Außer Grabinschriften, die schon, find ich auch besser so.

Nachdem mich mittags das Kind bekocht hatte (Pfannkuchen) machte ich das wieder wett mit Crêpes zum Abendessen. Und Salat, mein Körper schrie nach Vitaminen. Ich mag es gern, wenn das mit dem Kochen so entspannt läuft. Weil das meistens nicht so klappt, deshalb! Danach alles ziemlich entspannt. Unter diesem Motto lief sowieso der ganze Tag, heut war alles locker. Wegen der jahrelangen Übung, glaubt mal nicht, dass einem das zufliegt!

Freitag, 23. September 2016

Schwimmunterricht - es gibt auch Gutes zu berichten

Der eine oder die andere hat eventuell mitgekriegt: Ein Kind in diesem Haushalt lernt gerade schwimmen. Hin und wieder schrieb ich darüber und meist war es kritisch. Wie viel das kostet, Unterricht und Schwimmbadeintritt, und wer sich das alles nicht leisten kann oder will zum Beispiel.

Egal. Wir bringen es dem Kind nicht selbst bei. Wir investieren das Geld ganz schnöde in den städtischen Schwimmkurs. Und während ich natürlich gern spöttisch kommentieren würde, wie albern das neue System ist, das sich vom üblichen "Seepferdchen, dann Freischwimmer" verabschiedet hat und stattdessen diverse Pinguin-Abzeichen eingeführt hat, so komme ich doch nicht umhin zu sehen, dass sich da jemand durchaus nachvollziehbare Gedanken zu gemacht hat.

Konkret: Wir hatten jetzt vier Schwimmstunden. Die Kinder sollen ganz offensichtlich lernen, die Angst vor dem Wasser überm Kopf zu verlieren. Das heißt, es gibt Spiele, bei denen man mal kurz ganz untertauchen soll. Und sie springen vom Beckenrand und VOM STARTBLOCK ins Wasser. Das betone ich, weil ich meinen ersten Seepferdchenkurs nicht bestand, weil ich mich nicht traute, vom Beckenrand ins Wasser zu springen. Und hier springen sie alle vom Startblock. Freiwillig. Keiner wird gestoßen oder so, falls Sie das denken. Wer sich nicht ganz allein traut, darf erst mal auf seine Poolnudel springen. Wer dann soweit ist, darf die Nudel mit großer Geste zur Seite werfen. Herrlich, dieser Stolz!

Und wie wichtig ist das, was in dieser Pressemitteilung etwas blumig als Konzept von Pinguin beschrieben wird . Denn darum geht es ja zunächst mal. Das Kind vorm Ertrinken beschützen. So dass es nicht in Panik gerät, wenn es ins Wasser springt/fällt, egal aus welcher Höhe, sondern sich erst mal nach oben arbeitet und dann eben zum nächsten Rand schwimmt. Und nicht unbedingt mit einer ausgefeilten Technik - das kann später noch kommen -, sondern mit einer Mischung aus Kraulbeinen und Brustschwimm-Armtechnik. Ein fortgeschrittenes Hundepaddeln, könnte man auch sagen. Wie gesagt, ich bin doch sehr beeindruckt, vier Schwimmstunden und schon legt das Kind bestimmt fünf Schwimmzüge eigenständig bis zum Beckenrand zurück. Und sieht dabei noch nicht mal so aus, als ob es beim sechsten untergehen würde.

Aber vielleicht war das auch schon immer so und mit halbwegs mitfühlenden Schwimmlehrern auch in früheren Jahrzehnten so schnell erlernbar. Und auf das Freischwimmer-Abzeichen (auch "Bronze" genannt) lasse ich weiterhin nichts kommen, da es offensichtlich immer noch die einzige Währung ist, die später bei Wassersportarten zählt - kein Rudern ohne Bronze, von Pinguin hat auf dem Elternabend in der Mittelstufe zumindest niemand was gesagt.

Donnerstag, 15. September 2016

Kinder mögen keine Veränderungen. Und Schulen auch nicht

Kinder sind wahre Konservative. Alles soll so bleiben, wie es ist. Vermutlich keine bahnbrechende Neuigkeit für Säuglings-Eltern, die mal versucht haben, den Mittagsschlaf ihrer Kinder ausfallen zu lassen. Das hört aber auch später nicht auf.

Gerade mögen meine Kinder es nicht, dass sich an den elterlichen Arbeitszeiten etwas ändert. Dass Papa seit einigen Monaten mehr und vermehrt außer Haus arbeitet, haben sie ohne größere Reaktion hingenommen (bilde ich mir ein). Da war ja auch Mama, die das zeitlich größtenteils auffangen konnte, weil sie zeitgleich eher weniger außer Haus gearbeitet hat.

Aber jetzt,  wo sich das ändert, da gehen die Diskussionen los. "Wieso bist Du dann nicht zu Hause?", "Warum muss ich in die Nachmittagsbetreuung und die anderen nicht?", "Weshalb steht bei uns mittags kein gekochtes Essen auf dem Tisch?"

Tja, wieso, weshalb, warum? Da kommt mir der Artikel von Patricia Cammarata (das Nuf) ganz recht, zum Thema Veränderungen und weshalb die Welt nicht mehr so ist wie in Westdeutschland in den 80er Jahren:

"Ja. Das ist scheißanstrengend. Finde ich auch. Aber so ist das jetzt.

Damals™ ist vorbei.", so ihre Schlussworte, die auch bei uns passen.

Und aus ähnlichen Gründen. Veränderungen sind anstrengend, auch für Kinder. Wenn zudem das Neue nicht unbedingt und sofort ersichtlich besser ist. Geldmangel war für sie nicht spürbar, ob Mutter zufriedener oder unzufrieder ist mit Arbeit, zeigt sich erst auf längere Sicht und nicht sofort, immer und gleich.

Hinzu kommt noch, wie gut oder schlecht die Alternative ist. Und da hätten wir durchaus noch Luft nach oben.

Ja, Nachmittagsbetreuung in der Schule, ich rede über Dich! Während die Grundschulen hier in Hamburg die Herausforderung zum großen Teil inzwischen angenommen haben ("Ok, Ganztag, das ist jetzt so und geht wohl auch nicht mehr weg, also versuchen wir wenigstens, was pädagogisch Sinnvolles daraus zu machen, was den Kindern nützt und Spaß macht"), scheinen die weiterführenden Schulen immer noch auf dem Standpunkt zu stehen: "Je unattraktiver wir das Nachmittagsangebot machen, desto weniger Kinder nutzen das, desto weniger Aufwand haben wir, hurra! Stellen wir dafür also günstige Honorarkräfte und/oder Studierende ein. Am besten geben wir denen keine Mittel oder Raumschlüssel in die Hand, damit sie gar nicht erst auf die Idee kommen, spannende Sachen mit den Kindern zu machen."

Ich hoffe sehr, dass sich das mit dem vermehrten Zustrom von ganztagsverwöhnten Eltern und ihren Kindern bessert. Schließlich haben die Eltern ihre Lebensplanung unter der Prämisse gemacht, auch weiter nachmittags gut versorgte Kinder zu haben, so wie sie es aus Kita- und Grundschulzeiten gewohnt sind. Und sehen jetzt nicht unbedingt ein, beruflich wieder kürzerzutreten, um das Kind davon abzuhalten, den Nachmittag allein zu Haus vor dem Handy zu verbringen und mit ihm um die Erledigung der Hausaufgaben zu streiten.

Ansonsten bleibt wohl nur: Aktiv werden. Dieses Ding mit Elternabenden, worüber man in letzter Zeit wieder soviel liest. aktiv werden, Elternvertreter werden oder sie zumindest mit Themen und Argumenten versorgen. Damit Nachmittagsbetreuung (oder Ganztagsschule) von den Schulen als Chance, und nicht als Last, genutzt wird

Montag, 12. September 2016

Aufschieben für Fortgeschrittene

Aufwachen mit dem Gedanken, was dringend gemacht werden muss. Heute noch. Oder spätestens bis Ende der Woche.

Aber erstmal:
Kinder schulfertig machen (1 Stunde)

An den Rechner setzen für diese wichtige Aufgabe? Nee, erst mal frühstücken. Und Zeitung lesen, die ganze Zeitung. Man ist ja informierte Bürgerin, ne? (1/2 Stunde)

Aber jetzt, Computer!

Ja, aber bloß nicht das Textdokument oder die relevante Seite öffnen. Erst mal Facebook. Und Twitter, ganz wichtig. Dann Feedly, was machen die anderen Blogs so. Und noch mal Twitter, die sind ja immer so aktiv, die Leute da. Was macht eigentlich das Online Game? Wie, das ist für nachher, zur Entspannung? So ein Quatsch, ein bisschen kann man doch mal. (1 Stunde)

Jetzt aber. Erst noch ein richtig guter Kaffee. Zubereiten und in Ruhe trinken, versteht sich. (1/4 Stunde)

Und dann ja noch die bezahlte Arbeit. Ist aber auch viel zu tun heute! (2 Stunden).

Oh, jetzt kommen die Kinder nach Hause. Erst mal hören, wie der Schultag so war. Nicht, dass die viel erzählen würden, aber wenn man sich den neuen Schulplaner anschaut, kann man ein bisschen ins Gespräch kommen. Außerdem Zeit fürs Essenmachen. (1 Stunde)

So, jetzt ... ach wie, jetzt klingelt der Handwerker? (1/4 Stunde)

Na gut, jetzt lohnt ja auch nicht mehr, außerdem muss man mal an die frische Luft, nicht wahr? Heute Abend dann, da klappt das ja erfahrungsgemäß immer besonders gut (im Mich-selber-Belügen bin ich ganz groß!).

Ansonsten waren das sechs Stunden astreine Prokrastination (Fachbegriff für "Aufschieben") - diesen Beitrag nicht eingerechnet.

Sonntag, 4. September 2016

Film-Fundstück - "Poka heißt Tschüss auf Russisch"

Meist ärger ich mich nur über vergeudete Lebenszeit, wenn das Rumzappen durch die Fernsehkanäle mal wieder dazu geführt hat, dass die Schlafenszeit weit nach Mitternacht liegt ("morgen 6.00 Uhr aufstehen, na toll"). Aber hin und wieder (viel zu selten) stolpere ich über Filme, die es lohnen.

Vor wenigen Tagen: "Poka heißt Tschüss auf Russisch" (noch für einige Tage in der ZDF-Mediathek)

Den Anfang hab ich nicht ganz mitgekriegt, irgendwann war klar, wir sind in der russischen (eigentlich: kasachischen, wie ich später merkte) Steppe. Aber wieso sprechen die Leute mal Russisch (mit deutschen Untertiteln), mal Deutsch?

Ah, Russlanddeutsche, spätere Aussiedler. Und das in einem ganz wundervoll gemachten Film der später ihre Ausreise nach Deutschland zeigt. Ohne zu viel Sozialdrama, ohne zu süßliches Happy End. Hier und hier wird von Filmkritikern erklärt, was diesen Film so gut macht, besser als ich das je könnte.

Für mich die zwei wichtigsten Punkte:
- Wieso ist das eigentlich der erste Film, den ich wahrnehme über das Thema? Andere Einwanderergruppen haben es doch schon viel länger geschafft, wenigstens hin und wieder eine Komödie oder Einwandererserie zu bekommen. Die Regisseurin stammt selber aus Kasachstan, das erklärt sicher, weshalb die Figuren so nachvollziehbar und ohne falschen Kitsch erscheinen.

- Wie haben die es geschafft, ihre Sprache über Generationen und trotz Verbot zu erhalten und an die Kinder weiterzugeben? Wahnsinnsleistung (die natürlich längst nicht allen gelungen ist), wo wir in unserer Familie schon in der ersten Generation Probleme haben.

Donnerstag, 1. September 2016

Links, die ich wichtig fand

Die Links der letzten Monate. Gute Links werden zwar nicht schlecht, es fühlt sich aber doch so an, als sollte man sie lieber jetzt mal veröffentlichen


  • Gute Tipps für den Umgang mit Lebensmüden von Holyfruitsalad. Dass Krankenkassen ein guter Ansprechpartner bei der Suche nach Nothilfe sein können, wusste ich z.B. nicht. Wie sehr schlafen helfen kann und dass ein Schlafmittel nicht automatisch den Weg in die Betäubungsmittelabhängigkeit ist. Hätte mir auch genutzt, damals, als die Kinder geboren wurden und Schlafmangel mich nahe an den Wahnsinn brachte.
  • Care-Bewegung. Ein Thema, auf dem ich gerade intensiv rumdenke (wie sich gleich zeigen wird).
  • dazu: Wir sind alle "bedürftig", niemand ist eine Insel. Klar, anfangs kümmern sich die Eltern. Dann ziehst Du aus, anfangs noch mitversichert in deren Hausratversicherung (oder so), und mit dem Wissen im Kopf: Im Zweifel fangen die Dich auf. Dann kriegst Du ein Kind. Und bist auf einmal bedürftiger, als Du es Dir je vorstellen konntest. Vielleicht mit Kaiserschnitt, dann sollte die ersten Tage Dir sogar jemand das Kind anreichen, so bedürftig bist Du. Du möchtest Eltern-Kommunen bilden, um die Bedürftigkeit zu kanalisieren und auf mehr Schultern zu verteilen. Du fährst das Kind im Kinderwagen herum und freust Dich über jede behindertengerechte Tür, durch die Du ohne Verrenkungen durchkommst (im Gegensatz zu Stufen, Rolltreppen, Türen, die Du Dir entgegen ziehen musst, während Du gleichzeitig den Kinderwagen mit der anderen Hand durchbusierst). Du überlegst, wer die Illusion der Selbständigkeit und Autonomie in seinem Leben am längsten aufrecht erhalten kann. Vermutlich mittelalte Männer ohne Kinder. Im Alter werden wir immer gleicher und immer noch bedürftiger. Man kann Sorgearbeit nicht ausschließlich professionalisieren, da kommen sonst jede Menge einsame Menschen mit Satt-und-Sauber-Pflege bei raus - und das auch nur, solange die Marktmechanismen nicht nach weiterer Rationalisierung schreien, so dass sauber vielleicht nur noch nachlässig ausgeführt wird. Oder "wundgelegen" mal in Kauf genommen wird.
  • Bildungsgerechtigkeit vs. Kosten für die Schule. Laut NDR geben Eltern fast 1.000 Euro pro Kind pro Schuljahr aus. Für Fahrtkosten, Schulessen, Material. Ist ja grad wieder soweit (Schuljahresanfang). Bisher zahlten wir eine Klassenreise, diverse Klassenkassen, und da ist das Material noch nicht dabei, die langen Einkaufslisten für Hefte und Stifte und Kleber und und und kommen erst noch
  • Und das Thema Schwimmen lässt mich ja nicht los. Kaum hatte ich darüber geschrieben, griff die Zeit auch das Thema auf: Nur jedes zweite Schulkind in Hamburg kann schwimmen. Und meist sind es die ärmeren Kinder, die nicht schwimmen können. Weil Schwimmenlernen aufwändig ist und teuer. Aber was man dagegen tun kann, weiß keiner so richtig. Kostenlose Schwimmkurse helfen wohl nur bedingt weiter.


Samstag, 27. August 2016

Starke Kinder - und die Eltern?

In den letzten Tagen erlebt: Das eine Kind trägt kommentarlos (ok, und stolz wie Oskar) die IKEA-Tasche mit einem Teil der Wocheneinkäufe aus dem Auto ins Haus. Die Tasche, die ich mir normalerweise mit viel Gestöhn auf meinen Rücken wuchte und die Treppen hochschleppe.

Wenig später auf dem Wäscheboden: Die trockene Wäsche haben wir (also hauptsächlich ich) abgenommen und in zwei Körbe getan. Ich gehe mit dem einen nach unten. Das Kind (ein anderes, deutlich kleineres) folgt mir - mit dem zweiten Korb. "Ich wusste gar nicht, dass Du das schon schaffst!" - "Ja, ich hab es einfach versucht und dann hat es geklappt." 

Ja, so geht das. Wir nähern uns immer mehr dem (zumindest körperlichen) Gleichstand. Dieses prekäre Gleichgewicht (manche körperliche Schwäche kann man noch länger durch größere Erfahrung ausgleichen, vermute ich) dauert vielleicht fünf bis zehn Jahre. 

Und eh man sich's versieht, sprechen die Kinder einen sanft an: "Mama, diese neuen Elektroautos sind so leise und Du hörst doch nicht mehr so gut - lass das mal lieber mit dem Autofahren." 

Samstag, 13. August 2016

Schwimmen gehen mit Nichtschwimmer-Kind: ein paar Empfehlungen

Wir sind ja so mittelmäßig experimentierfreudig. Aber bei drei Kindern, die alle mal schwimmen lernen müssen, kommt doch so einiges an Schwimmbaderfahrungen zusammen.

Gehen wir mal von dem Fall aus, dass Ihr Kind noch nicht schwimmen kann, es aber lernen soll und deshalb Interesse an gewissen Vorübungen oder ein bisschen paddeln mit Schwimmflügeln besteht. Dafür sollten im Schwimmbad ein paar Voraussetzungen gegeben sein:

Wassertiefe: Das Kind sollte problemlos stehen können, aber auch schon mal die Beine vom Beckenboden heben können, Baby-Planschbecken ist dafür nicht ideal. Besser sowas wie 0,80 bis 1,30 m Wassertiefe

Wassertemperatur: Wenn das Kind sich erst mal eingewöhnt und noch nicht gleich wie wild rumplanscht, sind Badewannentemperaturen angesagt. Das ist eher 32 Grad und ganz sicher nicht 28 Grad - ja, die vier Grad machen da  einen Riesenunterschied. Als ich das nicht wusste, bin ich gleich zu Beginn mit dem Kind ins 28-Grad-Wasser - tja, nach original zwei Minuten setzte das Zähneklappern ein, das nur noch im Super-Heiß-Becken gelindert werden konnte.

Alle andere Kinderbecken (niedriger, mit Dinos, was weiß ich) sind spaßig, nützen zum Schwimmenlernen nicht so viel.

Glücklicherweise bieten die Bäderland-Seiten (das ist unsere städtische Bäderkette in Hamburg) diese wichtigen Informationen auf ihrer Webseite, man kann sich also vorher gut informieren.

Unsere Entdeckung in dieser Hinsicht lag letztes Wochenende allerdings außerhalb der Stadtgrenzen: Das "Arriba" in Norderstedt. Und nein, ich krieg das hier nicht bezahlt, ich bin einfach ehrlich begeistert und möchte das deshalb teilen. ES GIBT DORT ALLES. Rutschen in allen Variationen (mit Reifen, ohne, schnell, lang, mit Glasdach, für mehrere nebeneinander). Wellenbad! 50m-Außenbecken, quasi leer! Und nicht zuletzt das Kinderbecken mit guter Temperatur und Tiefe, wo das Kind nun immerhin mit Schwimmflügeln von einem Ende zum anderen paddelte. Und das alles bei einem Preis, zu dem man in Hamburger Schwimmbädern meist ein ganzes Teil weniger geboten kriegt, nämlich 21,50 EUR für eine fünfköpfige Familie.

Gut, von uns aus nicht direkt um die Ecke, aber am Sonntag hatte es die A7 gut mit uns gemeint und auf dem Rückweg sind wir nur noch ein ganz kleines bisschen in den Wacken-Rückreiseverkehr geraten - da gab es wenigstens was zu gucken im Stau.

Mittwoch, 10. August 2016

Geschichte(n) im Ersatzverkehr

Der S-Bahn-Ersatzverkehr bringt mich durch den Veddeler Bustunnel. Ich bin da bisher erst ein Mal mit dem Taxi durchgefahren und der Taxifahrer war stolz wie Bolle, dass er mir sowas Ausgefallenes zeigen konnte. Fühlt sich natürlich gut an, wenn man da zwischen den Fahrspuren auf den Elbbrücken rauskommt und am ganzen Stau des Individualverkehrs vorbeirauscht.

Heute nun also im Bus. Die Fahrt dauert natürlich viel länger, als wenn die S-Bahn einfach durchfahren würde, aber das ist diesen Sommer nun mal so - für viele Wochen merken wir wieder, dass südlich der Elbe ganz schnell ganz schön abgeschnitten vom Rest der Stadt sein kann.

Aber nicht schlimm, auf den Bus müssen wir nicht lange warten, voll ist er auch nicht, Klimaanlage läuft. Zu meiner Sitznachbarin sage ich "Was für eine Gurkerei". Was man halt so sagt, wenn man die Stimmung auflockern will und ein kurzes zustimmendes Wort erwartet.

Stattdessen fängt die Dame an zu erzählen. "Der Tunnel, da sind wir früher rein, wenn wir es zum Bunker nicht mehr geschafft haben. Der war noch nicht fertig, da stand nur dieser Anfang hier".

Schluck.

"Hätte ich gewusst, dass ich da siebzig Jahre später mit dem Bus durchfahre, hätten wir ja ganz anders in die Zukunft geschaut, damals."

Sie wischt sich über die Augen. Ich muss auch mal kurz was wegwischen.

Was sagt man da? Ein "Ach, Sie haben auf der Veddel gewohnt?", nicht sonderlich intelligent oder empathisch, aber immerhin.

"Nein, da waren wir durch Zufall. Das war, als Hamburg so stark bombardiert wurde. Wären wir da zu Hause in Hamm gewesen, wären wir alle tot."

"Von hier bis Berliner Tor konnte man durchschauen, da stand kein Haus mehr."

Der Bus fährt jetzt durch Hammerbrook. Den Stadtteil, in dem heute fast niemand mehr wohnt und der voller Bürogebäude steht. "Im Zweiten Weltkrieg wurde Hammerbrook während der Operation Gomorrha in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1943 von britischen und US-amerikanischen Bombern nahezu vollständig zerstört, etwa 12.000 Einwohner starben."  Quelle: Wikipedia

Dienstag, 9. August 2016

Hurra, elf Fragen!

Hab ich mir mal von Novemberregen mitgenommen (ich weiß, ich weiß. Fällt das langsam unter "Fangirl"?:

1. Wie geht es Ihnen heute?
Gut, schätze ich. Etwas unentschlossen (seit Tagen, ach was, Wochen), aber immer voller Hoffnung "morgen wird das".

2. Wie finden Sie die Sache mit Pokémon-Go?
Lustig. Mein Sohn macht jetzt mit. Und da er noch keinen Mobilfunkvertrag hat, muss ich manchmal mit dem mobilen Hotspot mitgehen. Und mach das gerne. Weil mein Internet zurzeit soviel darüber schreibt, kann ich ihm manchmal was erzählen, was er noch nicht wusste. Aber meistens ist es natürlich andersrum.

3. Haben Sie Pläne für das kommende Wochenende?
Hätte ich gerne. Und wenn ich keine hab, heißt das vermutlich, in irgendein Schwimmbad gehen, damit die Wassergewöhnung des jüngsten Kindes keinen Abbruch erleidet (was heißen würde, dass wir wieder von vorn anfangen müssten).

4. Was machen Sie, wenn Sie nicht schlafen können?
Nix Produktives. Mich im Bett rumwälzen und rumgrübeln meistens, was ja das Allerverkehrteste sein soll, wenn ich das richtig verstanden hab. Kommt nicht so häufig vor, denn Schlafen ist eine meiner Superkräfte. Wenn es vorkommt, trifft es mich dafür natürlich umso härter.

5. Haben Sie schonmal die ISS vorbeifliegen sehen?
Nein. Ich las neulich, dass Ihnen das in Schottland passiert ist. Und in Schottland hab ich vor Jahren zum ersten Mal die Milchstraße gesehen. In so einer menschen- und lichtleeren Gegend war ich nachts nie. Sehr beeindruckend, so ein Sternenhimmel.

6. Wie ist das bei Ihnen mit Vertrauen: Vorauskasse oder auf Rechnung?
Viel auf Rechnung und leider geht dabei hin und wieder auch etwas verloren - aber noch nicht genug, als dass ich mich da umstellen würde. Wir reden hier nicht nur über Geld, oder?

7. Also wenn wir jetzt zum Karaoke gehen, welches Lied singen Sie dann auf jeden Fall?
Uff. Damit hab ich mal einen halben Abend verbracht, bis ich dann natürlich (und leider) mit  Singen gar nicht mehr drangekommen bin. Von daher: Das erste, was ich und jeder kennt. Vermutlich sowas wie "Dancing Queen" von Abba

8. Worüber machen Sie sich gerade Sorgen?
Wie's weitergeht. Beruflich. Sorgen wär übertrieben, aber mehr Gedanken, als mir guttut.

9. Welche Chipssorte finden Sie am besten?
Salz pur

10. Wahlrecht ab 16, ja oder nein?
Ich warte noch, dass jemand in meinem Haushalt 16 wird
für eine fundierte Antwort. Aber vermutlich eher "nein", weil ich im Herzen konservativer bin als ich mir selbst eingestehe.

11. Welchen Luxus leisten Sie sich?
Grad nicht so genau zu wissen, wie es beruflich weitergeht. Ohne größere finanzielle Sorgen (noch). Das ist wirklich Luxus. Leider bin ich in Luxus genießen nicht sehr gut und mache mir selber ein schlechtes Gewissen.

Das waren aber mal schöne Fragen, ließen sich ausnehmend gut beantworten. Gerne wieder :-)

Samstag, 6. August 2016

WMDEDGT 8/2016

Was habe ich am 5. August eigentlich gemacht (zu dem Projekt von Frau Brüllen hier mehr)?

NICHTS. Schon wieder, möchte man anmerken, ich glaube, der Post von vor einem Monat las sich ähnlich.

Aber da ich ja so vorausschauend war, mir einen Lebensstil zuzulegen, bei dem "nichts" deutlich mehr beinhaltet als den Tag mit einem Buch auf dem Sofa zu vergammeln und zwischendrin viel zu schlafen (solches "nichts" gab es in meinem Leben auch schon, war nett, aber letztlich auch nicht so erfüllend), habe ich doch ein paar Sachen erlebt.

Was "nichts" immer beinhaltet:
- 6.20 Uhr Aufstehen
- 6.30 Uhr Kinder wecken und schulfertig machen (Brotdosen und so). Aufpassen, dass keiner schreien muss so früh morgens, vor allem ich nicht
- 7.45 Uhr alle Kinder aus dem Haus geschickt.

Der PLAN sah nun vor, viel zu erledigen von einer langen ToDo-Liste. Offensichtlich habe ich aber noch nicht genug Leidensdruck. Oder Respekt vor mir selber als Chef. Deshalb wurde das nichts. Schwuppdiwupp war es Mittag und wir möchten bitte nicht näher ausführen, womit wir uns stattdessen beschäftigt haben, danke.

Irgendwann, kurz bevor die Kinder aus der Schule zurückkamen, kam es doch wieder zu Aktivität. Das ist vermutlich dieses schlechte Gewissen, dass sie mich nicht untätig vorfinden sollen, wenn sie selber nach einem vollen Tag nach Hause kommen. Deshalb:
- knapp zwei Stunden bezahlte Arbeit
- zwischendurch: Diverse Maschinen Wäsche gewaschen. Da Gäste da gewesen waren, war es ein bisschen mehr Bettwäsche als sonst. Immerhin ist die schnell aufgehängt
- vermutlich viele Dinge aufgeräumt. Da wir uns ständig auf einer schiefen Ebene in Richtung Messie-Wohnung befinden (und Status "Messie" meist eher weniger als eine Woche entfernt ist), kann man das nicht so genau sagen.

Damit die nächste Arbeitswoche nicht so beginnt, wie diese geendet hat, ist der Plan, einen Plan zu machen. Ja, lachen Sie nur. Vielleicht höre ich ja besser auf mich, wenn die ToDo-Liste auf Uhrzeiten verteilt ist. Einen Versuch ist es wert. Bitte erinnern Sie mich gern wieder daran.

Freitag, 5. August 2016

Fordern Eltern zu viel?

Tobias Haberl forderte in der SZ, dass Eltern ruhig mal ihre Ansprüche zurückfahren können, an die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.  Das war zwar schon 2014, aber ich vermute mal, er hat seine Meinung inzwischen nicht unbedingt geändert. Anders als z.B. die von ihm genannte Sheryl Sandberg, die, seit sie alleinerziehend (Witwe) wurde, schon einige Dinge anders sieht als vorher, aber das nur nebenbei.

Meine Frage ist vielmehr: Warum muss man gerade Eltern dazu aufrufen, materialistisch zurückzufahren? Die fahren ganz andere Dinge zurück. Anspruch auf die eigene Zeiteinteilung und Selbstbestimmung z.B. Und das viel mehr, als Nicht-Eltern sich überhaupt vorstellen können. Niemand kann das, ich konnte das auch nicht. Eine einzige Bekannte hab ich, die sich auf das Abenteuer "nicht-eigenes Kind in der Verwandtschaft" so weit eingelassen hat, dass sie vorher eine etwas weniger vage Idee davon hatte, was ein Kind haben bedeutet. Dafür muss man aber als Nicht-Eltern mit Eltern in Urlaub fahren, mindestens. Und dabei nicht die ganze Zeit denken: "Was machen die für ein Gewese um dieses Kind? Das würde ich alles anders machen, wenn ich eins hätte" - Spoiler: würdest Du nicht. Oder wenn, würdest Du andere Dinge tun, die Du Dir jetzt noch nicht vorstellen kannst und die Dir im Moment noch als der Abgrund an übertriebenem Ums-Kind-Gewese vorkommen

Und überhaupt warum so geschlechtergerecht "die Eltern"? Wo die Mütter gerade erst einen Wimpernschlag lang angefangen haben, etwas mehr zu fordern, statt immer nur zurückzustecken (den Beruf, intellektuelle Betätigung etc.)? Könnte man die Väter auffordern? Oder alle, sich mehr für die Menschlichkeit, das Kümmern in unserer Gesellschaft verantwortlich zu fühlen?

Mittwoch, 3. August 2016

Land- oder Stadtleben?

Littleyears bringt einige Punkte, weshalb sie sich eindeutig fürs Stadtleben (mit Kind) entschieden hat, obwohl sie das Landleben ebenfalls gut kennt und schätzt.

Wir hatten ähnliche Überlegungen und sind den Kompromiss eingegangen: die Vorstadt.

Vorteile:
- günstiger als die In-Stadtteile
- Garten in vertretbarer Größe zu vertretbaren Preisen
- nur wenige Meter bis zum Wald. Also echter Wald, nicht nur so ein Stadtparkwäldchen
- fußläufiger S-Bahn-Anschluss und Anbindung an "die Stadt" in 20 Minuten - so lang fährt man auch aus manchen Stadtteilen, die durchaus noch als innerstädtisch gelten, sobald man umsteigen muss.

Nachteile:
- trotz allem ist man gefühlt weit weg. Man macht sich nicht ohne Weiteres auf "in die Stadt", sondern überlegt und plant das sehr sorgfältig
- man geht kaum raus zum Essen oder Kaffeetrinken. Gibt sowieso nur wenige Lokale dafür, die man zu Fuß erreichen könnte.
- es kommt einen auch niemand von "jenseits" (der Elbe, in unserem Fall) besuchen. Jedenfalls nicht ohne Spezial-Einladung und guten Grund. Man sollte sich also besser eine Gegend suchen, wo man mit der unmittelbaren Nachbarschaft gut auskommt und ein enges Verhältnis aufbauen kann.

Ist das also für uns die ideale Lösung? Wäre andererseits ich die ideale Person für das richtig-echte Stadtleben? Wie Marie schreibt, mit Nachmittagen, die mit anderen Familien am Spielplatz verbracht werden? Ausstellungseröffnungen, die man mit Kind besucht? Ich hadere zwar immer wieder mal damit, aber ganz offensichtlich ist das nicht ganz mein Lebensstil. Ohne Kind nicht so ganz - aber ganz sicher nicht mit drei Kindern. Oder die sind auch nur ein (zugegeben, recht aufwändiger) Vorwand für unseren recht ruhigen und vorstädtischen Lebensstil.

Sonntag, 31. Juli 2016

Laut

Manchmal, da muntert einen die Lebendigkeit der Kinder auf. Da freut man sich an der Lebensfreude, die sie versprühen. Und manchmal, da strengt einen genau das sehr an. Da ist es furchtbar laut und man wartet auf den Moment, wo das laute, wilde Spiel umschlägt in "bis einer heult". Und freut sich, wenn alle im Bett sind. Aber trotzdem weiß man heute schon, dass man das später vermissen wird. Verrückt.

Montag, 25. Juli 2016

Wie sich Normalität durch Gesetze verändert

In meine fruchtbare Zeit fiel die Änderung von Erziehungsgeld zu Elterngeld. Bei den ersten zwei Kindern gab es zu Zeiten des Erziehungsgeldes aufgrund von zu hohem Familieneinkommen fast nichts.

Immerhin hieß die Zeit, die man hauptsächlich mit der Betreuung seiner Kinder verbrachte, schon damals "Elternzeit" und nicht mehr "Erziehungsurlaub" - wie noch bis 2001. Da ich bei beiden Kindern früh wieder arbeiten ging und das Familieneinkommen über 30.000 EUR lag, hatte sich das geldmäßig für uns nicht gelohnt. Es brachte aber die Sicherheit, bis zu drei Jahre nicht gekündigt werden zu können.

Dieses Recht gab es ab 1986 und damit war als "normal" festgelegt, dass das Kind die ersten drei Jahre, meist mit der Mutter, zu Hause blieb. Danach Kindergarten. Entsprechend sah die Zahl der Kita-Plätze für Unter-Dreijährige aus, zumindest in Ex-Westdeutschland.

Mein Glück war, schon ab dem ersten Kind im Bundesland mit den meisten Krippenplätzen im Westen zu wohnen - Hamburg. Hier gab es zumindest für knapp 30% der Kinder unter 3 Plätze. Aber doch eher die größeren Unter-Dreijährigen, unter einen Jahr war wirklich die große Ausnahme.

Was sich auch durch das geltende Gesetz erklärt: Erziehungsgeld gab es maximal zwei Jahre. Bei einem eher niedrigen Familieneinkommen war das durchaus ein Grund, weshalb im dritten Lebensjahr des Kindes dann beide Elternteile wieder arbeiten gingen. Und ein Kritikpunkt am ursprünglichen Elterngeld: Fördert vor allem Gutverdiener, während Erziehungsgeld explizit für niedrigere Einkommensgruppen geschaffen wurde. Und bot ursprünglich nichts im zweiten Lebensjahr des Kindes, während Erziehungsgeld immerhin zwei Jahre lang 300 Euro monatlich waren.

Zu Zeiten als meine Mutter noch jung und berufstätig war, war es wohl so, dass die Mütter entweder direkt nach dem Mutterschutz (= acht Wochen nach Geburt!) zurückkamen an den Arbeitsplatz - oder eben nicht mehr. "Und dann saßen die da und haben ihre Babys vermisst", so erzählt sie von der Arbeitsstelle. Rückkehr dann natürlich in Vollzeit, denn Recht auf Teilzeit kam mit dem Bundeserziehungsgeldgesetz, also seit 1986 - bzw. für alle Arbeitnehmer, unabhängig davon, ob Eltern oder nicht, seit 2001 und dem Gesetz zu Teilzeit und Befristung.

Entsprechend war bei meinen ersten beiden Kindern halbtags die Norm bei der Kindertagesbetreuung. Bei meinen 35 Stunden Arbeit pro Woche musste das Kind oft bis Kita-Ende in der Betreuung bleiben. Und war da oft der letzte, der abgeholt wurde. Natürlich wirkt das normierend, wie man zum Beispiel die Arbeits- und Betreuungszeiten beim zweiten Kind plant.

Inzwischen gibt  es eine neue Normalität, das durfte ich miterleben, weil wir ja noch ein drittes Kind hinterherschieben mussten, das in die Zeit des Elterngeldes, also ab 2007, fällt: Ab 1 Jahr arbeiten alle  (ok, viele, aber hier in der Großstadt wohl schon die Mehrheit) wieder. Stellen das so wenig in Frage, dass sie zum Teil sogar am 1. Geburtstag ihres Kindes den ersten Arbeitstag machen und nicht Geburtstag feiern können. Als ob es ein Gesetz gäbe, das sagt: Genau 1 Jahr und keinen Tag mehr.

Klar, der 1 Tag oder die zwei Wochen oder wie viel man sich gönnt, sind unbezahlt. Aber hey, hört mal. 1 Tag, damit ihr den Geburtstag des Kindes feiern könnt? Vielleicht noch einen zweiten, um aufzuräumen und sich zu erholen. Das sollte doch bei den meisten drin sein.

Wie viele Stunden die Kinder inzwischen durchschnittlich täglich betreut werden? "Spätdienst" klingt immer noch ein bisschen nach "außergewöhnlich" (und nicht so beliebt im Kindergarten). Spätdienst beginnt in Kita und Schule hier (Hamburg) ab 16.00 Uhr. Nicht so richtig spät für Berufstätige im Büro. Laut Destatis werden die Kleinen schon recht viele Stunden täglich/wöchentlich betreut, nämlich 38 Stunden. Das könnte für die Eltern eine gute Teilzeitstelle plus Wegezeiten sein. Eine andere mögliche Option: Einer bringt das Kind, arbeitet dafür lange, der andere holt ab, arbeitet dafür schon früher.

Ob das jetzt insgesamt gut oder schlecht ist, das will ich hier gar nicht beurteilen (wer könnte das schon). Aber dass das Gesetz zum Elterngeld und zum Betreuungsausbau hier die Realität verändert hat, ist wohl unverkennbar.

Montag, 18. Juli 2016

Den Mund aufmachen - oder auch nicht

Bei Herrn Pfarrfrau las ich neulich einen sehr ehrlichen Bericht darüber, wie er mal den Mund NICHT aufmachte.

Kann ich gut nachvollziehen. Geht mir in manchen Situationen ähnlich. Und selbst wenn man den Mund aufmacht, ist es ja nicht unbedingt besser!

Wie neulich: In der Schule. Ein schrecklich langer Informationsabend zur Planung, wie die Ganztagsbetreuung in Zukunft organisiert werden soll. Ich halte mit Mühe fast die ganze Zeit meinen Mund, denn es wird uns erst wieder in zwei Jahren betreffen.

Es darf jeder seine Befindlichkeiten äußern: Warum bis 16.00 Uhr und nicht nur bis 15.00 Uhr? Warum Mittwochs ein langer Tag, wo doch alle Therapeuten und Ärzte mittwochs geschlossen haben. Warum überhaupt und schon in der Grundschule (Information von der Schulleitung zu Anfang des Abends: 85% der Eltern an dieser Schule nutzen bereits die Nachmittagsbetreuung - man will das jetzt in eine pädagogisch sinnvollere Form bringen).

Angesichts der vielen Fragen, die zum Teil große Zweifel an der Sinnhaftigkeit von Ganztagsschule verrieten, kann man ohne Schwierigkeiten zu dem Schluss kommen, dass wohl viele Vertreter der 15%, die das nicht in Anspruch nehmen, anwesend waren und sich äußerten. Das sind hier natürlich eher die engagierteren Eltern. Wo nur ein Elternteil Vollzeit arbeitet. Gebildeter. Oft deutschstämmig, denn Halbtagsschule, das kennt man noch aus der eigenen Kindheit und "was für uns gut war, kann für unsere Kinder doch nicht schlecht sein".

Kurz vor Schluss dann der Vater, dem auffällt: "Sie meinen, das soll dann schon für die 1. und 2.-Klässler gelten?" (ja, darüber haben wir gerade eine geschlagene Stunde lang gesprochen) "Für die armen 6-jährigen Würmchen? Wer Kinder in die Welt setzt, sollte es doch die ersten Jahre lang schaffen, sich ab 13.00 Uhr um sie zu kümmern."

Ja. Wie reagiert man da, um eventuell einen Denkprozess in Gang zu setzen. Dass er gerade 85%  der Eltern dieser Schule und ihr Lebensmodell beleidigt? Dass er ihnen (mir!) tatsächlich abspricht, gut für ihre Kinder zu sein?

Vermutlich eher nicht durch meinen Zwischenruf: "Das kann man auch ganz anders sehen. Aber das besprechen wir hier lieber nicht weiter, sonst streiten wir uns nur." Der klang eher nach verhärteten Fronten.

Vielleicht: "Ach, Sie sind also die ersten acht, neun Jahre durchgehend zu Hause für Ihre Kinder?" - Nein, Sarkasmus kommt auch nicht gut bei Kommunikationsproblemen.

Leider weiß ich es nicht. Mund aufmachen finde ich in dem Fall ein kleines bisschen besser als nichts sagen, einfach, um dieser Meinung nicht das Feld zu überlassen. Aber so richtig sinnvoll kommt es einem dann auch nicht vor.

Montag, 11. Juli 2016

Schwimmen lernen - vielleicht nicht für jede/n?

Ich hatte es ein wenig verdrängt. Zwei Kinder habe ich schon durch Schwimmschule und Schwimmvereine bis zum Bronzeabzeichen und damit verlässlicher Schwimmfähigkeit gebracht. In meiner Erinnerung war es etwas mühsam, teuer und mit vielen sehr frühen Vormittagsterminen am Wochenende verbunden gewesen.

Jetzt ist das dritte Kind dran. Und alle meine Erinnerungen stimmen - leider.

Es braucht drei Module, bis das Kind eventuell das Seepferdchen macht (neben der Hamburger Bäder-Spezialität "Junior-Pinguin"). Seepferdchen, auch bekannt als "Lizenz zum Ertrinken". Jedes Modul kostet 45 Euro. Kurz angesprochen wurde von der freundlichen Schwimmlehrerin, dass es für Hartz4-Empfänger evt. Ermäßigungen gibt. So etwas wird aber wohl besser auf der Bäderland-Homepage auffindbar kommuniziert - ich hab es zumindest nicht gefunden.

3x45 Euro, also 135 Euro für eventell Seepferdchen. Sicher schwimmen kann das Kind aber erst etwa ab Stufe "Bronze". Was, wenn ich versuche, die Hamburger Pinguin-Währung in allgemein verständliche Schwimmprüfungen umzurechnen, noch ungefähr 1 bis 2 Kurse à 3 Module braucht. Ja. Das sind mindestens 270 Euro.

Oder man wartet, bis das Kind Schulschwimmen hat. Immerhin das gibt es hier in Hamburg inzwischen sogar zwei Schulhalbjahre lang. Ab der 3. Klasse. Da ist das Kind 8 oder 9 Jahre alt.

Waren Sie in letzter Zeit mal mit einem oder gar mehreren Kindern, die nicht sicher schwimmen können, im Schwimmbad? Da ist nichts mit gemütlich auf der Wiese liegen und ab und an einen Blick auf die Kinder werfen. Da ist permanente Aufmerksamkeit gefragt. Von alleine mit Freunden ins Bad schicken gar nicht zu reden.

Aber wer beiden 270 Euro fürs Schwimmenlernen ernsthaft schlucken muss, der hat ja vielleicht sowieso nicht die nötige Kohle, um allzu oft ins Schwimmbad zu gehen. Bei uns hier für eine Erwachsene und das kleine Kind der günstigste Tarif (heute für Sie getestet): 9,90 Euro. Muss ja auch nicht der ganze Pöbel ständig ins Schwimmbad rennen, nicht wahr? Bleibt man doch lieber unter sich.

Sonntag, 10. Juli 2016

Supermarkt bei mir vs. Novemberregen

Vielleicht bin ich ja eine dieser komischen Personen, die Frau Novemberregen im Supermarkt trifft?

An der Kasse. Ich hieve meine Einkäufe auf das Laufband. Meine Flasche kippt um. Ist ja auch doof, die legt man hin (dies ist der erste Hinweis, dass ich eine der sozial herausgeforderten Personen sein könnte, die bei Novemberregen so oft beschrieben werden).

Ich meine (zweiter Hinweis, mir ist nie ganz klar, ob ich jetzt völlig im Recht oder nicht doch ein bisschen selber Schuld bin), sie hat die Frau vor mir, die grad noch ihre Sachen auf dem Band ordnet, mehr erschreckt als am Arm getroffen. Sie dreht sich zu mir um: "Jetzt wird man hier auch noch mit Sachen beworfen, wenn man was hinstellt". Ich lächle, weil ich das für einen Scherz halte - etwas, um die Zeit zu überbrücken und eventuell ins Gespräch zu kommen.

"Ach, jetzt wird man auch noch ausgelacht, wenn man sich wehtut?"

Tja. Was sagt man da. Ein lahmes "Tschuldigung", und alle fühlen sich doof. Ich, sie (ich vermutlich mehr als sie), während sie sich in ihrer Einschätzung bestätigt fühlt, dass die ganze Welt sich gegen sie verschworen hat - eine Einschätzung, die weitere Beobachtungen ihrer Interaktionen mit der Welt (ihrem Sohn und der Kassiererin) nahelegen. Woraufhin sie mir auch ein bisschen leid tut. Nachdem ich mir natürlich vorher noch ein bisschen mehr leid tue.

Und unterhaltsamer wird diese Supermarkt-Interaktion nicht mehr. Deshalb lesen wir halt gern bei Novemberregen mit, weil es da mehr Schwarz-Weiß und echte Helde und echte Bekloppte  gibt.

Ich wär gern mehr echte Heldin als echte Bekloppte, aber man kann es sich anscheinend leider nicht aussuchen.

Freitag, 8. Juli 2016

Es gibt keine Kur gegen Überarbeitung - außer weniger zu arbeiten

Brillant zusammengefasst auf theconversation.com

Ich war ja mal an dem Punkt, an dem ich ernsthaft überlegte, ob ich den Weg zur Arbeit zum Joggen nutzen sollte - man kommt ja sonst zu nichts und an der Arbeit gab es Duschen.

Glücklicherweise kam mir dann selber der Gedanke, wie sehr ich die Zeit in der Bahn genieße zum Lesen und Rum-Nichts-Tun.

Es mag andere Menschen geben, zu deren Leben das passen würde. Aber Selbsterkenntnis ist durchaus ein wichtiger Wert und wenn man weiß, wie viel man aushält und wie viel Schlaf man im Durchschnitt benötigt (und dass dieser Wert von Mensch zu Mensch stark variiert), dann ist schon eine ganze Menge gewonnen!

Mittwoch, 6. Juli 2016

WMDEDGT Juli 2016

Immer am 5. jedes Monats fragt Frau Brüllen, was wir denn eigentlich so den ganzen Tag gemacht haben.  Und immer wieder gern erzähle ich davon.

Auch wenn ich es erst am nächsten Tag schaffe. Was Gründe hat. Aber ausnahmsweise mal nicht aus einem Gefühl des "ich kann nicht mehr und bin furchtbar überlastet" resultiert. Was ziemlich ungewöhnlich ist. Mich aber in meiner Vermutung bestärkt, dass ich im Grunde meines Herzens ein enorm erholungsbedürftiger Mensch bin (ich habe schon das Wort "faul" gehört. Nein, pfui, was für ein hässliches Wort).

Den gestrigen Tag verbrachte ich nämlich hauptsächlich damit, Dinge vor mir herzuschieben.

Angefangen beim Aufstehen. Da Feiertag war und die Kinder nicht oder erst später in die Schule mussten, war das quasi ein Wochenendausschlafen bis 8.30 Uhr. Und ein  Wochenendfrühstück mit Brötchen, da der Mann schon draußen war. Bis 9.30 Uhr, da ging dann das eine Kind doch in die Schule. Und es war nicht das Kind, von dem ich das eigentlich gedacht hätte. Während Mann und restliche Kinder die Regenpausen nutzten, um im Garten zu spielen, habe ich ein wenig gearbeitet.

Beziehungsweise auch hier viel Arbeit vor mir hergeschoben. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass man nicht unbedingt zwei Stunden braucht, um seine allererste Rechnung als Kleinunternehmerin zu erstellen. Aber wenn man die Zeit hat ... dann vergleicht man natürlich gern ausgiebig die verschiedenen verfügbaren Vorlagen, bis man sich für eine entscheidet und schiebt dann ganz geduldig die Textblöcke noch ein wenig hin und her.

Nachdem offiziell die Freizeit angefangen hatte, las ich zwei Bücher zu Ende. Bov Bjergs "Auerhaus" und Julian Barnes' "Lebensstufen". Auerhaus war ja sehr gelobt worden. Es gefiel mir auch. Ich frage mich nur, ob tatsächlich alle anderen Neuerscheinungen im gleichen Zeitraum so viel schlechter waren oder wie so ein gewisser Hype entsteht. Kennen den einfach die richtigen Leute, die das dann vervielfachen? Ist das wieder diese Sehnsucht nach der vergangenen Jugend, die schon bei Florian Illies "Generation Golf" so gut funktioniert hat?

Julian Barnes verband zwei eher unvereinbare Themen, die frühe Geschichte der Ballonfahrt und die Trauer um seine verstorbene Frau. Julian Barnes kann sowas. Für Barnes-Einsteiger empfehle ich aber eher sein Buch "The Lemon Table".

Danach schob ich das Essenmachen vor mir her (Mann und fehlendes Kind waren auch noch nicht zu Hause), es endete damit, dass wir Pizza bestellten. Feiertag, yeah!

Montag, 4. Juli 2016

Sommerstress

Uff. Ein ganzer Tag unter freiem Himmel, dazu noch diverse Kilometer zu Fuß abgerissen. Nebenbei ist so ein Tag im Vergnügungspark ein echt gutes Workout.

Und war es so schlimm wie befürchtet? Nein. 1. funktionierte meine Selbsthypnose offenbar 1a ("Du wirst einen wunderbaren Tag mit Deinen Kindern verbringen, natürlich ist das schön!"). Und 2. hatte ich etwas wichtiges vergessen. Nämlich wie viel Energie es einem gibt, mit einem Auto voll fröhlich-aufgeregter Kinder unterwegs zu sein, die sich vor Vorfreude kaum lassen können. Und wie schön, hinterher die einzig wache Person im Fahrzeug zu sein (besser so, ich saß ja hinterm Steuer), während alle anderen zufrieden und erschöpft eingeschlafen sind.

Wo der Versuch, mit Macht eine positive sich selbst erfüllende Prophezeiung zu gestalten ("Du wirst viel Spaß haben bei diesem Termin") sind - neben Elternabenden - die ganzen Sommerfeste, die jetzt wieder anstehen.

Bisher konnte ich mir einreden, dass liege an meiner stressigen Arbeit, dass ich so absolut keine Lust verspüre, Nachmittage und Abende bei irgendwelchen Schul- oder Kindergartenveranstaltungen zu. Die Ausrede habe ich gerade nicht mehr. Und der Blick auf meinen Kalender nervt mich  immer noch tierisch. Sommerfest der Schule. Sommerfest der Klasse (Warum? Sind die Kinder nicht groß genug, das inzwischen alleine zu organisieren?). Sommerkonzert der Musikschule. Und das alles ungefähr mal drei wegen drei Kindern.

Erwachsen wäre vermutlich zu beschließen: "Ich geh wirklich nur noch da hin, wo ich Lust zu hab." Aber hier hängt ja immer noch ein Kind mit dran. Wir müssen das wohl mal ernsthaft besprechen, vielleicht hängen ja auch die Kinderherzen nicht an jedem einzelnen Termin

Samstag, 2. Juli 2016

Fake it till you make it

Meistens halte ich das für eine doofe Idee. So zu tun als ob. Eine selbsterfüllende Prophezeiung in positiv. So lange machen, bis es anfängt, Spaß zu machen (hier noch mal auf Englisch erklärt).

Mindestens ein Mal im Jahr greife ich aber doch darauf zurück. Wenn der Turnverein des Kindes ruft: Der sommerliche Ausflug in den Heidepark steht an.

Im ersten Jahr haben wir es ganz falsch gemacht. Das (noch sehr junge) Kind allein losgeschickt. Also nicht allein, aber mit der Gruppe. Der Zettel klang so, als könne man das machen. Heißt aber, dass das Kind irgendeiner anderen armen Familie aufgedrückt wird, die den ganzen Tag mit ihm rumlaufen muss. Mit unserem hat man da ja noch Glück, gibt ganz andere Heiopeis, die man da einen Tag lang beaufsichtigen kann - ein spaßiger Familienausflug sieht anders aus.

Beim zweiten Mal waren wir etwas besser - aber es gab noch viel zu lernen. Bei den beiden anderen Müttern, die mich dankenswerterweise unter ihre Fittiche nahmen, lernte ich, was so ein Ausflug braucht. Nämlich vor allem eine ordentliche Brotzeit! Frikadellen! Würstchen! Kuchen!

So halten wir es seitdem. Die Familie fährt so vollständig wie möglich mit. Es ist ein Familienausflug, den wir alle genießen werden ("fake it, till you make it"). Deshalb macht es uns auch nichts aus, am Sonntag zu nachtschlafender Zeit aufzustehen, den Tag dort zu verbringen und abends erst bei Schließung wieder nach Hause aufzubrechen. Außerdem haben wir Nahrungsmittel für anderthalb bis zwei Tage dabei - man kann ja nie wissen. Dieses Jahr experimentieren wir damit, zusätzlich Freunde der Kinder mitzunehmen (Share the pain ... äh, the joy, the joy!)

Und irgendwann, hui, in der Achterbahn, oder beim Picknick, schleicht sich dann doch ein Lächeln in mein Gesicht. Denn schließlich - siehe oben. Funktioniert doch.

Donnerstag, 30. Juni 2016

Elternstolz

Es ist mal wieder so weit. Stolz auf Dinge, die man gar selbst zu verantworten hat. Oder nur sehr indirekt, weil wir die Hauptperson quasi hergestellt haben.

Sie lernt jetzt Lesen. Vorschule, kein Druck, sie bringt es sich sozusagen selbst bei. Mein Kind bringt sich gerade Lesen bei. Sätze, die man sich auf der Zunge zergehen lässt. Wobei Nicht-Eltern da im Allgemeinen nicht die angemessene Begeisterung dafür aufbringen können. Weil sie sich an diese vielen mühsamen Schritte nicht erinnern, die zum Lesen gehören. Wie Buchstaben langgezogen werden. Dann zusammengefügt. Und irgendwann ergibt dann IIIISSSSSTT tatsächlich das Wort "ist". Wahnsinn.

Sie schreibt auch. Tapfer hat sie ihre Seite im Freundebuch fast ganz alleine ausgefüllt. "Darin bin ich stark: Schpoat". Genau, Du bist eine kleine Sportskanone!

Ach Mist, ist mir doch schon wieder was ins Auge geflogen.

Dienstag, 28. Juni 2016

Die Bücherhallen Hamburg haben mein Leben besser gemacht

Mehr noch, als ICEs.

Büchereien generell (ja, ich weiß, in Hamburg nennt man die Bücherhallen. Wer sich das ausgedacht hat, hat offensichtlich nicht meine Assoziation zu "Trinkhallen") haben mein Leben schon sehr bereichert. Angefangen bei der Gemeindebücherei, die einmal in der Woche eine Stunde geöffnet hatte. Wo ich auslieh, bis ich so gut wie alle Kinder- und Jugendbücher durchhatte. Mich irgendwann an die Erwachsenenwelt rantraute. Eine kurze, aber heftige Romantik-Schmonzette-Phase hatte (Victoria Holt, anyone?), die ich aber auch dort schon überwand. Tatsächlich, von ganz allein und schon als Jugendliche fiel mir auf, dass die Bücher sich doch sehr glichen. Hurra, darauf einen Schnaps!

Büchereien, Bibliotheken, wichtige Anlaufstellen an jedem Wohnort. Heimat. Sehnsuchtsort.

Und nun haben die Hamburger Bücherhallen also die Kategorie "Buch im Gespräch" (oder so ähnlich, auf der Internetseite findet man davon natürlich nix) eingeführt. Wo aktuelle Bestseller und vielbesprochene Feuilleton-Lieblinge stehen. Während vor Kurzem noch "Aktuelle Bücher" extra kosteten zum Ausleihen, stehen sie jetzt also extra sortiert für mich bereit. Zeitunglesen macht noch mal so viel Spaß, wenn man weiß, über welches literarische Werk der Journalist sich gerade so ereifert - und warum. Juli Zehs "Unterleuten" war schon dabei. Miranda Julys "Der erste fiese Typ". Ein bisschen glücklich macht mich das.

Sonntag, 26. Juni 2016

Endlich Kultur

Hin und wieder erfasst mich ja der Ausgehrausch und ich stelle mit Bedauern fest, dass ich fast niemanden mehr kenne, der mitgehen würde. Natürlich kann ich meinen Mann zwingen, aber während Ramadan ist das auch ein bisschen schwieriger als sonst.

Daher passte uns die Lesung in der Hafencity wunderbar, weil draußen und zu kinder- und sonnenscheinkompatibler Uhrzeit, 15.30 Uhr bis 17.30 Uhr.

Das Konzept geht auf: Ganz entspannt auf den Magellanterrassen rumlungern, das Panorama genießen und sich dazu belesen lassen. Die Anlage konnte was, wir haben also trotz oft vorbeiröhrender Harleys (Harley Days in Hamburg dieses Wochenende, zum Glück meiden die meine Wohngegend normalerweise) alles gut hören können.

Das Programm:
Alexander Posch. Kannte ich vorher gar nicht. Las mit mäßig unterhaltsame Geschichten aus Hamburg-Rahlstedt - immerhin aktuell (irgendwas Richtung pro und contra Flüchtlinge) und mit Lokalkolorit. Ach guck mal, laut diesem Artikel aus dem Abendblatt hat er ja doch ein paar amüsante Ideen

Rasha Khayat. Von ihrem aktuellen Roman hatte ich viel gelesen und mir von der deutsch-arabischen Melange viel versprochen. Vielleicht hat sie nicht die passendste Stelle aus ihrem Roman "Weil wir längst woanders sind" gewählt. Oder ich bin zu abgebrüht und ein reindeutsches Publikum findet es spannender als ich zu hören, dass auf einem Junggesellenabschied in Saudi-Arabien in der Wüste sehr viel "Yalla" gesagt und Alkohol getrunken und auf Dosen geschossen wird.

Saša Stanišić. Mein persönliches Highlight. Und klar, war ja auch der Star-Autor des Nachmittags. Offensichtlich zahlt sich das Training umfangreicher Lesereisen aus. Und die Geschichte war unterhaltsam. 

Also lustig oder tiefgründig, geht beides bei Lesungen, aber belanglos, das geht nicht. Oder weitschweifig.

Beim letzten Autor und Vorleser (Tilman Ramstedt) mussten wir los, die Kinder, die sich vorher ausgiebig mit dem benachbarten Elbphilharmonie-Pavillon und einem Eis beschäftigt hatten, hatten genug von Kultur und brauchten Bewegung.

Fazit: Für dieses Wetter eine sehr gute Veranstaltungsform. Nächstes Mal kommen zwei Autoren, die mir noch mehr am Herzen liegen, ich habe also große Hoffnungen. Und ein bisschen neidisch bin ich natürlich. Hafencity: Wo man nur aus dem Haus treten muss, um großartige Kultur geliefert zu bekommen. Wer finanziert das eigentlich?

Bisschen mehr Action steht übrigens auch noch auf meiner persönlichen Kulturwunschliste. Vorschläge gern an mich.

Freitag, 24. Juni 2016

6. Geburtstag

Die Kinder werden tatsächlich jedes Jahr anspruchsvoller und können sich länger konzentrieren. Während wir letztes Jahr noch gut mit drei Spielen im Garten und jeder Menge Freispielzeit (was hab ich mich früher darüber lustig gemacht, als ich erstmals im Kindergarten darüber stolperte. zum Glück lernt man ja dazu) dazwischen wunderbar durchkamen, hieß es dieses Mal mehr so: "Und was spielen wir als nächstes?", so dass mir schon Angst und bange wurde, weil meine Spieleliste gar nicht mehr so lang war.

Das Kind hat dabei noch Glück, schon zum zweiten Mal hab ich viel Zeit um seinen Geburtstag herum und stecke nicht im üblichen "ich muss arbeiten, alles muss schnell gehen und darf nicht so anstrengend sein" Modus. Letztes Mal gab es deshalb liebevolle Kuchen, alle aus dem Internet abgeguckt, Buskuchen und Rennautokuchen. Dieses Mal war alles einfacher, das Kind wünschte sich Muffins. Und einen Schokokuchen. Ok, das kann ich. Und bei den Spielen die Klassiker: Eierlaufen und Topfschlagen. Ok, können wir auch.

Ist aber natürlich noch ein bisschen wenig. Und dazu ziehen an meinem inneren Auge Vergleiche mit anderen, im Internet quasi miterlebten Geburtstagen vorbei. Immerhin eine selbstorganisierte Schnitzeljagd bei Alaskagirl. Oder ein Wilde-Kerle-Geburtstag, der für meine Fähigkeiten und Zeit- und Lustressourcen eindeutig zu aufwändig ist. Ich bin nicht so die Bastelmama. Und die Vorbereiten-Mama eigentlich auch nicht. Beides schlecht bei der Festplanung.

Aber, immerhin: Ich bin gewillt, mit den Kindern in den Nahkampf zu gehen. Natürlich geht es einfacher, wenn man ein bisschen Geld in die Hand nimmt und in den Indoorspielplatz geht. Oder auf den Kinderbauernhof, wo das Geburtstagsprogramm schon durchgeplant ist. Und das werden wir in Zukunft auch sicher mal wieder machen. Aber dieses Jahr, ich hier, stolze Eierlaufen-, BlindeKuh- und Kim-Spiele-Mama. Ist doch auch was!

Und klar, was soll auch schiefgehen. Geburtstag im Juni! Es gibt immer frische Erdbeeren! Und draußen. So viel kann selbst ich da nicht verbocken. Je länger ich darüber nachdenke: Ich hätte selber gern im Juni Geburtstag mit frischen Erdbeeren. Und jemandem, der das Fest für mich organisiert!

Mittwoch, 22. Juni 2016

Kinder lieben für das, was sie sind und nicht für das, was sie tun

Ich muss es schon wieder tun. Auf den Blog mit unaussprechlichen Namen verweisen. Gewünschtestes Wunschkind, Ihr wisst schon. Dabei krieg ich nicht mal Geld dafür. Aber ... nicht Erziehungstipps. Mehr so: Ein neues Erziehungskonzept.

Und das ist den Autorinnen natürlich auch nicht einfach zugeflogen. Sondern es gibt Material dazu. Liebe und Eigenständigkeit von Alfie Kohn

Gleich am Anfang:
Ziel unserer Erziehung kann sehr leicht werden: "den Widerstand unserer Kinder gegenüber unseren Wünschen zu durchbrechen und sie zu bewegen, das zu tun, was wir ihnen sagen. Wenn wir nicht aufpassen, kann das unser Hauptziel werden. Es kann passieren, dass wir uns all den Leuten um uns herum anschließen, die Fügsamkeit und kurzfristigen Gehorsam bei Kindern über alles schätzen."

Gleich auf Seite 9 stellt er da die schwierige Frage:
"Was sind Ihre langfristigen Ziele für Ihre Kinder? Welches Wort oder welcher Ausdruck kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie beschreiben möchten, wie Sie sich Ihre Kinder wünschen würden, wenn sie erwachsen sind?"

Aah, ist das alles schwierig. Aber notwendig. Denn was will ich wirklich für mein Kind. Wenn ich mal drüber nachdenke und nicht einfach aus Reflex und erlernter Erziehung handle. Im ersten Moment möchte ich tatsächlich, dass mein Kind auf mich hört und möglichst wenig auffällt. Vor allem, wenn wir bei meinen Eltern zu Besuch sind!

Aber eigentlich ist das nicht das Ziel, wie das Kind später sein soll: Duckmäuser und möglichst unsichtbar. So bin ich schon selber, davon brauchen wir nicht noch mehr in der Familie.

Im Urlaub vor zwei Jahren. Geführte Wattwanderung für Familien. Zwei Jungs. Bisschen frech und vorlaut, gleichzeitig aber absolut im Rahmen und liebenswert. Die Eltern (vor allem die Mutter) ganz entspannt. Als ob es das normalste der Welt wäre. Nicht wie ich. Ich, die von meinem Mann gesagt bekommen: "Sag nicht immer PSST zu den Kindern, die hört man schon so wenig."

So sollten meine Kinder sein. Ihre eigenen Interessen wahren. Fragen, wenn sie etwas interessiert. Quatsch machen. Denn hey, Kinder!

Wir arbeiten daran und ich kann jetzt schon sagen, es ist wirklich nicht leicht, wenn einem das nicht in die Wiege bzw. die ersten Lebensjahre gelegt wurde. Manche Sachen sind vielleicht auch Aufgaben für Generationen, hoffen wir also, dass meine Kinder irgendwann vorhaben, sich fortzupflanzen (noch nicht! Noch einige viele Jahre nicht, okay!).

Montag, 20. Juni 2016

Links, zu denen es etwas zu sagen gäbe

Aus Browser-Tabs, die man gar nicht mehr schließen möchte aus Sorge, ihren Inhalt nicht ausreichend gewürdigt zu haben.

Melinda Gates schreibt bei Medium.com: Wenn man davon ausgeht, dass es 10.000 Stunden intensives Üben braucht, um in einer Sache wirklich gut zu werden. Wenn man weiterhin weiß, dass Frauen aufs Leben hochgerechnet 40.000 Stunden mehr im Haushalt und für die Familie arbeiten als ihre Männer. Tja, dann könnten Frauen John, Paul, George UND Ringo werden, wenn die unbezahlte Mehrarbeit in Haushalt und Familie nicht wäre. Was bleibt zu tun? Tja, als allererstes wohl noch mal überdenken, was welches Kind im Haushalt tut und ob das irgendetwas mit ihrem Geschlecht zu tun hat. Denn ja, das eine Kind ist dann plötzlich nie greifbar. Und das andere macht viel eher, was man ihm sagt.


Dieses Interview mit Jan Philipp Reemtsma enthält so viele  wichtige Gedanken, warum gibt es das nicht öfter?
- Warum ist Gewalt so verführerisch? "Gewalt ist ein Machtangebot an den Menschen. Ein Angebot, das diese Gesellschaft nicht zur Verfügung hat, auch nicht haben soll. Wenn jemand kommt und Gewalt im Angebot hat, dann ist das die größte Macht, die man einem Menschen verleihen kann: seinen Mitmenschen töten und tottreten. Nicht jeder fährt darauf ab, aber genug tun es."

- erklärt dann auch diesen Punkt: "Das ist ja das interessante Phänomen: Wenn Sie irgendwo einen Putsch haben, und Sie richten dann kleine Konzentrationslager und Folterkeller ein, haben Sie nie ein Personalproblem. Nicht jeder möchte den Job machen. Aber es sind immer genug."

- Seine Erfahrung in der Gewalt von Entführern und was das mit dem "Ich" macht: "Die Vorstellung vom Ich kann nicht stabil bleiben, wenn die Wirklichkeit anzeigt, dass es darauf gar nicht ankommt."

Samstag, 18. Juni 2016

Die guten Aufräumtipps ...

... funktionieren hier irgendwie nicht. Von wegen: Immer mit einer Kleinigkeit anfangen. Bester Tipp: "Und wenn es nur eine Schublade ist". Genau, dann sitze ich mit meiner ordentlichen Schublade da, leider folgt dann keine zweite Schublade, sondern nach drei Wochen, wenn ich zum nächsten Mal wieder zum Aufräumen komme - also so zum Tiefenaufräumen, nicht zum oberflächlichen Dinge-Wegräumen, das muss natürlich öfter gemacht werden, wenn wir hier nicht untergehen wollen - also dann kann ich eigentlich wieder mit besagter Schublade anfangen.

Und so kommt man natürlich nicht weit! Treppenhaus, Eingangsbereich, Bad, das sehr nah an der Wohnungstür liegt - wie oft habe ich Euch schon aufgeräumt? Und wie oft bin ich hingegen bis ins Wohnzimmer vorgedrungen? Von den Kinderzimmern im hinteren Teil der Wohnung ganz zu schweigen!

Im Garten ist es ja genauso! Oberflächlich Rasenmähen, das ist immer mal drin. Aber schon das Unkraut wird meist nur ganz vorn entfernt, im Garten hinterm Haus komm ich höchstens mal im Herbst dazu, die Ahorn-Schößlinge, die uns bis dahin wortwörtlich über den Kopf wachsen aus den Büschen zu entfernen.

In meinen Träumen klappt das alles, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Obwohl ich dann alt und langsam bin. Vermutlich wäre am erfolgversprechendsten, die Kinder jetzt schon mehr mit einzubinden. In ihren Zimmern legen sie ja in leider noch sehr unregelmäßigen Abständen bisweilen große Energie an den Tag, den Fußboden freizuräumen. Ich brauche noch Motivationsstrategien, um das auf die Restwohnung auszuweiten!

Donnerstag, 16. Juni 2016

Werte weitergeben

Man gibt sich ja Mühe, seinen Kindern die Dinge mitzugeben, die einem wichtig sind. Und manchmal wundert man sich, wenn es offensichtlich nicht geklappt hat.

Hier neulich: Das Kind philosophiert darüber, ob man mir noch erlauben kann, zum Friseur zu gehen, wo ich doch gerade gar kein Geld mehr verdiene. Was für eine schöne Vorlage, um mal ganz in die Tiefe des Wertekanons zu springen: Was ist der Mensch wert? Und: Dieser Wert bemisst sich nicht am Geld, das eine/r verdient.

Ganz wichtig.

Außerdem: Gelassenheit. Für uns war es früher ungefähr einen Schritt vorm Weltuntergang, als es an der Arbeit meines Vaters mal nach Kurzarbeit oder sogar, Schreck, Entlassung aussah. Vermutlich hatten wir Kinder, als ungewollte Gefühlsverstärker, sogar noch größere Angst davor als meine Eltern selber. Und natürlich ist es schlimm, wenn es einen Alleinverdiener gibt, dem dieses Schicksal droht. Aber eben, siehe oben: Wir sind nicht das wert, was wir an Geld einnehmen. Wir sind viel mehr als unser Bankkonto.

Natürlich ist mir klar, dass sich das leichter sagt mit einem gewissen finanziellen Polster. Einem Partner, der weiterhin regelmäßig Geld in den Haushalt einbringt.

Große Bewunderung deshalb für Menschen, die diesen Wert auch mit geringeren finanziellen Mitteln selbstbewusst leben können.

Dienstag, 14. Juni 2016

Mehr Musik

Ich weiß, außer mir selber findet sicher niemand meinen persönlichen Musikgeschmack so interessant, aber trotzdem:

Immer mal wieder tut es doch gut, sich die Helden seiner Jugend noch mal anzuschauen - damals wie heute. Und was für ein Glück, dass es dafür YouTube gibt. Kürzlich spülte dieses Depeche-Mode-Video durch meine Timeline. Herrlich. Und ich mag auch den pickligen Housemartins-Sänger (Paul Heaton) bei Caravan of Love. Fällt einem wenigstens mal wieder ein, wie alt das alles schon ist.

Aber eine Perle ist mir bei der Suche doch untergekommen. Meine geliebte Band The Beautiful South. Und ebenjener Housemartins-Sänger, den Pickeln im vorigen Video ganz knapp entwachsen. Song: "You just can't smile it away" (von Bill Withers) in einer großartigen Coverversion - ja, da ich das Lied nicht kannte, hab ich andere gesucht und gehört, die waren einfach nur platt. Im Video quatschen sie erst, das Lied fängt bei 0:46 an.

Es gänsehäutet mich.

Sonntag, 12. Juni 2016

ICEs haben mein Leben verändert

Und zwar zum Besseren. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, mit einem konventionellen D-Zug nach Hildesheim zu fahren, um mal schnell zu schauen, ob die Stadt sich für ein Studium eignet. Ich meine: Mit 18, ohne Führerschein und ohne Ahnung (Mitfahrzentrale, was ist das?), da war man in seiner Mobilität eher beschränkt.

Aber mal eben mit dem ICE in einer Dreiviertelstunde rüberrutschen? Das schien machbar. Hin und zurück an einem Tag sogar. Musste man auch gar nicht groß mit Eltern drüber reden, einfach machen.

Inzwischen bringen ICEs die alte Heimat näher. Weil sie deutlich schneller sind als Autos. Kein Stau droht (jetzt kommt mir nicht mit Verspätung. Was ist schlimmer, auf unbestimmte Zeit im Stau sitzen oder 20 Minuten Verspätung im Zug?). Man kann sich entweder voll und ganz (so lange man das durchhält) dem Kind widmen oder, wenn man das Glück hat, allein unterwegs zu sein, Dinge tun, die einem Spaß machen. Lesen. Kaffee trinken. Schlafen. Mütterglück!!

Trotzdem bleibt die Fahrt ermüdend und wenn man versucht, hin und zurück an einem Tag zu schaffen, ist man abends ganz schön geschafft. Aber man gefährdet dabei weder sich selbst noch das Kind auf dem Rücksitz noch andere Mitfahrer, wie das bei sechs bis sieben Stunden Autofahrt der Fall wäre.

Von daher: Ja. Eine eindeutige Verbesserung. Viele Dank, deutsche Bahn.

Freitag, 10. Juni 2016

Judith!

Endlich. Musik für Mütter. Judith Holofernes. Schon bei "Wir sind Helden" gefielen mir die Texte besonders gut, die ja meist auf ihrem Mist gewachsen sind. Oder ihr Künstlername. Könnte ich mich ja reinsetzen, in diese Idee!

Schon bei den Helden klang das Kinderthema an. Und dann auf ihrem Solo-Album haut sie eins nach dem anderen raus. Pechmarie, für die Zeit, wenn die Freunde der Meinung sind, man könnte jetzt auch mal wieder was ohne Kind machen (und man selbst hoffentlich zustimmen kann).

Und Jetzt erst recht (Teil 2) - wie fühlt sich die Liebe nach vielen Jahren an. Dazu gibt es leider sehr wenig Lieder, und dies ist eins, bei dem sehr schön auf die Dialoge gehört würde, die man so manchmal führt als altes Ehepaar: 'Du fragst: "Wie hast Du geschlafen?" ich sag "Weniger als Du" '. Und trotzdem liebevoll. Wie es so ist.

Vom Titel des Albums (Ein leichtes Schwert) gar nicht zu reden. Ich habe keine Ahnung, worum es in dem Text geht. Oder doch, ein bisschen. Kann aber nicht weiter darüber nachdenken, weil ich dann die ganze alleroberste Game-of-Thrones-artige Ebene verlieren würde - und da wäre es auch schade drum.

Dass sie seit letztem Jahr keine Termine mehr macht (Konzerte, Lesungen) ist doch bestimmt ein gutes Zeichen, weil es heißt, dass sie an neuen wunderbaren Songs arbeitet und ich bestimmt mitkriege, wenn sie damit auf Tournee geht, nicht wahr?!

Sonntag, 5. Juni 2016

Was habe ich heute gemacht?

Frau Brüllen sammelt das ja dankenswerterweise immer am 5. jedes Monats, hinter dem Link also jede Menge weiterer Geschichten über 5. Junis 2016.

Bei uns heute so: Gästealarm. Seit Pfingsten weiß ich ja: Ich kann Gastgeber. Während ich das vorher immer nur gern können wollte, hat mich der Besuch von zwei Familien mit zwei Übernachtungen und einigen "Danke, es war schön" überzeugt, dass es wohl doch ganz nett bei uns war.

Von daher heute keine Panik, sondern echte Vorfreude auf zwei Familien (nicht die von Pfingsten), die zum Grillen kommen wollten. Nur ganz kurz leichtes Bedauern, dass der Tag wirklich sehr, sehr voll wird. Weil natürlich die sonstigen profanen Wochenendbeschäftigungen trotzdem anstehen.

Also z.B.
- um zehn den ersten Kurzbesuch zu bekommen, der eine vergessene Jacke abholen will
- Frühstück bis um elf (kennt Ihr eigentlich das Gedicht: Morgens früh um sechs kommt die kleine Hex? Klingt grad ganz ähnlich ..)
- ein bisschen Erwerbstätigkeit bis um zwölf
- die üblichen Ladungen Wäsche bis um eins
- Essenmachen. Hielt sich aber in Grenzen, Salate und Kräuterbutter, den Nachtisch hatte ich in weiser Voraussicht schon gestern angesetzt. Und für Fleisch einlegen etc. bin ich in dieser Familie nicht zuständig - wie angehm!
- Dann tatsächlich Zeit für eine kurze Nachmittagspause, bis die ersten Gäste kamen. Große Freude, denn zum Teil hatten wir uns sehr lange nicht gesehen.

Wegen plötzlich aufziehender Gewitter mussten wir ins Haus fliehen noch bevor das Fleisch gar war und auch hier kam uns unsere Pfingst-Erfahrung (nein, nichts mit In-Zungen-Reden, nur viele Leute zu Besuch haben) zugute. Tischerweiterungen, Stühle, wir wussten genau, was wir brauchten und in welchem Kellerraum wir es finden würden.

Nachtisch gab es dann schon wieder im Garten. Wie immer, wenn Menschen mit kleineren Kindern uns besuchen, innerliche Freude bei mir, wie groß und selbständig meine eigenen Kinder schon sind.

Und jetzt sitz ich hier, höre der prallgefüllten Spülmaschine beim Arbeiten zu und genieße die leichte Müdigkeit eines vollen, schönen Tages.


Wie viele Eltern regieren uns?

Vor einiger Zeit fragte ich bereits, wie viele Kinder eigentlich unsere Bundesregierung hat. Nur mal so aus Interesse.

Der diesjährige Muttertag war Anlass für das Hamburger Abendblatt, ebenfalls mal die Mütter in der Regierung zu zählen. Genau, die Mütter. Am Vatertag gab es keinen entsprechenden Artikel über die Väter. Auch sonst wenig, nur am Muttertag musste mal wieder ausführlich aufgezählt werden, wie das Muttersein in Zahlen sich so darstellt. An Stelle der Väter würde ich mich so langsam doch mal über diese Ungleichbehandlung beschweren, was soll denn das? Ihr seid doch keine Statisten im Leben Eurer Kinder!

Kurz und gut zusammengefasst, was im Abendblatt-Artikel steht: Es gibt in der derzeitigen Regierung mehr Mütter als früher, kinderlos sind bei den Frauen in der Regierung nur noch Frau Merkel die Umweltministerin Barbara Hendricks.

Hier noch mal als Service die komplette Auflistung - inklusive der Männer/Väter. Und ja, genau, als Frau Nahles schwanger war und ein Kind bekommen hatte, überschlug sich die Presse (auch wir berichteten). Als Frau Schwesig neulich ihr zweites Kind bekam, durfte sie viel dazu sagen, wie sie Kind und sehr, sehr anspruchsvollen Beruf vereinbart. Ist Herr Schäuble schon mal gefragt worden, wie er das mit vier Kindern und dieser politischen Karriere schafft? Eine erste Google-Suche brachte keine Ergebnisse. Es bleibt noch viel zu tun!

Angela Merkel (Bundeskanzlerin): kinderlos
Andrea Nahles (Arbeit und Soziales): ein Kind
Ursula von der Leyen (Verteidigung): sieben Kinder
Manuela Schwesig (Familie, Senioren, Frauen, Jugend): zwei Kinder (das zweite kam ja ganz neulich)
Barbara Hendricks (Umwelt, Naturschutz, Bau, Reaktorsicherheit): kein Kind
Johanna Wanka (Bildung und Forschung): zwei Kinder

Die Männer
Sigmar Gabriel (Wirtschaft und Energie, Stellvertreter der Bundeskanzlerin): zwei Kinder
Frank-Walter Steinmeier (Außwärtiges): ein Kind
Thomas de Maizière (Inneres): drei Kinder (hatten wir ja schon)
Heiko Maas (Justiz und Verbraucherschutz): zwei Kinder
Wolfgang Schäuble (Finanzen): vier Kinder (wissen wir auch schon seit 2010)
Christian Schmidt (Ernährung und Landwirtschaft): zwei Kinder
Herrmann Gröhe (Gesundheit): vier Kinder
Alexander Dobrindt (Verkehr und digitale Infrastruktur): ein Kind
Gerd Müller (wirtschaftliche Zusammenarbeit, Entwicklung): zwei Kinder
Peter Altmaier (Kanzleramt): kein Kind