Donnerstag, 30. Juni 2016

Elternstolz

Es ist mal wieder so weit. Stolz auf Dinge, die man gar selbst zu verantworten hat. Oder nur sehr indirekt, weil wir die Hauptperson quasi hergestellt haben.

Sie lernt jetzt Lesen. Vorschule, kein Druck, sie bringt es sich sozusagen selbst bei. Mein Kind bringt sich gerade Lesen bei. Sätze, die man sich auf der Zunge zergehen lässt. Wobei Nicht-Eltern da im Allgemeinen nicht die angemessene Begeisterung dafür aufbringen können. Weil sie sich an diese vielen mühsamen Schritte nicht erinnern, die zum Lesen gehören. Wie Buchstaben langgezogen werden. Dann zusammengefügt. Und irgendwann ergibt dann IIIISSSSSTT tatsächlich das Wort "ist". Wahnsinn.

Sie schreibt auch. Tapfer hat sie ihre Seite im Freundebuch fast ganz alleine ausgefüllt. "Darin bin ich stark: Schpoat". Genau, Du bist eine kleine Sportskanone!

Ach Mist, ist mir doch schon wieder was ins Auge geflogen.

Dienstag, 28. Juni 2016

Die Bücherhallen Hamburg haben mein Leben besser gemacht

Mehr noch, als ICEs.

Büchereien generell (ja, ich weiß, in Hamburg nennt man die Bücherhallen. Wer sich das ausgedacht hat, hat offensichtlich nicht meine Assoziation zu "Trinkhallen") haben mein Leben schon sehr bereichert. Angefangen bei der Gemeindebücherei, die einmal in der Woche eine Stunde geöffnet hatte. Wo ich auslieh, bis ich so gut wie alle Kinder- und Jugendbücher durchhatte. Mich irgendwann an die Erwachsenenwelt rantraute. Eine kurze, aber heftige Romantik-Schmonzette-Phase hatte (Victoria Holt, anyone?), die ich aber auch dort schon überwand. Tatsächlich, von ganz allein und schon als Jugendliche fiel mir auf, dass die Bücher sich doch sehr glichen. Hurra, darauf einen Schnaps!

Büchereien, Bibliotheken, wichtige Anlaufstellen an jedem Wohnort. Heimat. Sehnsuchtsort.

Und nun haben die Hamburger Bücherhallen also die Kategorie "Buch im Gespräch" (oder so ähnlich, auf der Internetseite findet man davon natürlich nix) eingeführt. Wo aktuelle Bestseller und vielbesprochene Feuilleton-Lieblinge stehen. Während vor Kurzem noch "Aktuelle Bücher" extra kosteten zum Ausleihen, stehen sie jetzt also extra sortiert für mich bereit. Zeitunglesen macht noch mal so viel Spaß, wenn man weiß, über welches literarische Werk der Journalist sich gerade so ereifert - und warum. Juli Zehs "Unterleuten" war schon dabei. Miranda Julys "Der erste fiese Typ". Ein bisschen glücklich macht mich das.

Sonntag, 26. Juni 2016

Endlich Kultur

Hin und wieder erfasst mich ja der Ausgehrausch und ich stelle mit Bedauern fest, dass ich fast niemanden mehr kenne, der mitgehen würde. Natürlich kann ich meinen Mann zwingen, aber während Ramadan ist das auch ein bisschen schwieriger als sonst.

Daher passte uns die Lesung in der Hafencity wunderbar, weil draußen und zu kinder- und sonnenscheinkompatibler Uhrzeit, 15.30 Uhr bis 17.30 Uhr.

Das Konzept geht auf: Ganz entspannt auf den Magellanterrassen rumlungern, das Panorama genießen und sich dazu belesen lassen. Die Anlage konnte was, wir haben also trotz oft vorbeiröhrender Harleys (Harley Days in Hamburg dieses Wochenende, zum Glück meiden die meine Wohngegend normalerweise) alles gut hören können.

Das Programm:
Alexander Posch. Kannte ich vorher gar nicht. Las mit mäßig unterhaltsame Geschichten aus Hamburg-Rahlstedt - immerhin aktuell (irgendwas Richtung pro und contra Flüchtlinge) und mit Lokalkolorit. Ach guck mal, laut diesem Artikel aus dem Abendblatt hat er ja doch ein paar amüsante Ideen

Rasha Khayat. Von ihrem aktuellen Roman hatte ich viel gelesen und mir von der deutsch-arabischen Melange viel versprochen. Vielleicht hat sie nicht die passendste Stelle aus ihrem Roman "Weil wir längst woanders sind" gewählt. Oder ich bin zu abgebrüht und ein reindeutsches Publikum findet es spannender als ich zu hören, dass auf einem Junggesellenabschied in Saudi-Arabien in der Wüste sehr viel "Yalla" gesagt und Alkohol getrunken und auf Dosen geschossen wird.

Saša Stanišić. Mein persönliches Highlight. Und klar, war ja auch der Star-Autor des Nachmittags. Offensichtlich zahlt sich das Training umfangreicher Lesereisen aus. Und die Geschichte war unterhaltsam. 

Also lustig oder tiefgründig, geht beides bei Lesungen, aber belanglos, das geht nicht. Oder weitschweifig.

Beim letzten Autor und Vorleser (Tilman Ramstedt) mussten wir los, die Kinder, die sich vorher ausgiebig mit dem benachbarten Elbphilharmonie-Pavillon und einem Eis beschäftigt hatten, hatten genug von Kultur und brauchten Bewegung.

Fazit: Für dieses Wetter eine sehr gute Veranstaltungsform. Nächstes Mal kommen zwei Autoren, die mir noch mehr am Herzen liegen, ich habe also große Hoffnungen. Und ein bisschen neidisch bin ich natürlich. Hafencity: Wo man nur aus dem Haus treten muss, um großartige Kultur geliefert zu bekommen. Wer finanziert das eigentlich?

Bisschen mehr Action steht übrigens auch noch auf meiner persönlichen Kulturwunschliste. Vorschläge gern an mich.

Freitag, 24. Juni 2016

6. Geburtstag

Die Kinder werden tatsächlich jedes Jahr anspruchsvoller und können sich länger konzentrieren. Während wir letztes Jahr noch gut mit drei Spielen im Garten und jeder Menge Freispielzeit (was hab ich mich früher darüber lustig gemacht, als ich erstmals im Kindergarten darüber stolperte. zum Glück lernt man ja dazu) dazwischen wunderbar durchkamen, hieß es dieses Mal mehr so: "Und was spielen wir als nächstes?", so dass mir schon Angst und bange wurde, weil meine Spieleliste gar nicht mehr so lang war.

Das Kind hat dabei noch Glück, schon zum zweiten Mal hab ich viel Zeit um seinen Geburtstag herum und stecke nicht im üblichen "ich muss arbeiten, alles muss schnell gehen und darf nicht so anstrengend sein" Modus. Letztes Mal gab es deshalb liebevolle Kuchen, alle aus dem Internet abgeguckt, Buskuchen und Rennautokuchen. Dieses Mal war alles einfacher, das Kind wünschte sich Muffins. Und einen Schokokuchen. Ok, das kann ich. Und bei den Spielen die Klassiker: Eierlaufen und Topfschlagen. Ok, können wir auch.

Ist aber natürlich noch ein bisschen wenig. Und dazu ziehen an meinem inneren Auge Vergleiche mit anderen, im Internet quasi miterlebten Geburtstagen vorbei. Immerhin eine selbstorganisierte Schnitzeljagd bei Alaskagirl. Oder ein Wilde-Kerle-Geburtstag, der für meine Fähigkeiten und Zeit- und Lustressourcen eindeutig zu aufwändig ist. Ich bin nicht so die Bastelmama. Und die Vorbereiten-Mama eigentlich auch nicht. Beides schlecht bei der Festplanung.

Aber, immerhin: Ich bin gewillt, mit den Kindern in den Nahkampf zu gehen. Natürlich geht es einfacher, wenn man ein bisschen Geld in die Hand nimmt und in den Indoorspielplatz geht. Oder auf den Kinderbauernhof, wo das Geburtstagsprogramm schon durchgeplant ist. Und das werden wir in Zukunft auch sicher mal wieder machen. Aber dieses Jahr, ich hier, stolze Eierlaufen-, BlindeKuh- und Kim-Spiele-Mama. Ist doch auch was!

Und klar, was soll auch schiefgehen. Geburtstag im Juni! Es gibt immer frische Erdbeeren! Und draußen. So viel kann selbst ich da nicht verbocken. Je länger ich darüber nachdenke: Ich hätte selber gern im Juni Geburtstag mit frischen Erdbeeren. Und jemandem, der das Fest für mich organisiert!

Mittwoch, 22. Juni 2016

Kinder lieben für das, was sie sind und nicht für das, was sie tun

Ich muss es schon wieder tun. Auf den Blog mit unaussprechlichen Namen verweisen. Gewünschtestes Wunschkind, Ihr wisst schon. Dabei krieg ich nicht mal Geld dafür. Aber ... nicht Erziehungstipps. Mehr so: Ein neues Erziehungskonzept.

Und das ist den Autorinnen natürlich auch nicht einfach zugeflogen. Sondern es gibt Material dazu. Liebe und Eigenständigkeit von Alfie Kohn

Gleich am Anfang:
Ziel unserer Erziehung kann sehr leicht werden: "den Widerstand unserer Kinder gegenüber unseren Wünschen zu durchbrechen und sie zu bewegen, das zu tun, was wir ihnen sagen. Wenn wir nicht aufpassen, kann das unser Hauptziel werden. Es kann passieren, dass wir uns all den Leuten um uns herum anschließen, die Fügsamkeit und kurzfristigen Gehorsam bei Kindern über alles schätzen."

Gleich auf Seite 9 stellt er da die schwierige Frage:
"Was sind Ihre langfristigen Ziele für Ihre Kinder? Welches Wort oder welcher Ausdruck kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie beschreiben möchten, wie Sie sich Ihre Kinder wünschen würden, wenn sie erwachsen sind?"

Aah, ist das alles schwierig. Aber notwendig. Denn was will ich wirklich für mein Kind. Wenn ich mal drüber nachdenke und nicht einfach aus Reflex und erlernter Erziehung handle. Im ersten Moment möchte ich tatsächlich, dass mein Kind auf mich hört und möglichst wenig auffällt. Vor allem, wenn wir bei meinen Eltern zu Besuch sind!

Aber eigentlich ist das nicht das Ziel, wie das Kind später sein soll: Duckmäuser und möglichst unsichtbar. So bin ich schon selber, davon brauchen wir nicht noch mehr in der Familie.

Im Urlaub vor zwei Jahren. Geführte Wattwanderung für Familien. Zwei Jungs. Bisschen frech und vorlaut, gleichzeitig aber absolut im Rahmen und liebenswert. Die Eltern (vor allem die Mutter) ganz entspannt. Als ob es das normalste der Welt wäre. Nicht wie ich. Ich, die von meinem Mann gesagt bekommen: "Sag nicht immer PSST zu den Kindern, die hört man schon so wenig."

So sollten meine Kinder sein. Ihre eigenen Interessen wahren. Fragen, wenn sie etwas interessiert. Quatsch machen. Denn hey, Kinder!

Wir arbeiten daran und ich kann jetzt schon sagen, es ist wirklich nicht leicht, wenn einem das nicht in die Wiege bzw. die ersten Lebensjahre gelegt wurde. Manche Sachen sind vielleicht auch Aufgaben für Generationen, hoffen wir also, dass meine Kinder irgendwann vorhaben, sich fortzupflanzen (noch nicht! Noch einige viele Jahre nicht, okay!).

Montag, 20. Juni 2016

Links, zu denen es etwas zu sagen gäbe

Aus Browser-Tabs, die man gar nicht mehr schließen möchte aus Sorge, ihren Inhalt nicht ausreichend gewürdigt zu haben.

Melinda Gates schreibt bei Medium.com: Wenn man davon ausgeht, dass es 10.000 Stunden intensives Üben braucht, um in einer Sache wirklich gut zu werden. Wenn man weiterhin weiß, dass Frauen aufs Leben hochgerechnet 40.000 Stunden mehr im Haushalt und für die Familie arbeiten als ihre Männer. Tja, dann könnten Frauen John, Paul, George UND Ringo werden, wenn die unbezahlte Mehrarbeit in Haushalt und Familie nicht wäre. Was bleibt zu tun? Tja, als allererstes wohl noch mal überdenken, was welches Kind im Haushalt tut und ob das irgendetwas mit ihrem Geschlecht zu tun hat. Denn ja, das eine Kind ist dann plötzlich nie greifbar. Und das andere macht viel eher, was man ihm sagt.


Dieses Interview mit Jan Philipp Reemtsma enthält so viele  wichtige Gedanken, warum gibt es das nicht öfter?
- Warum ist Gewalt so verführerisch? "Gewalt ist ein Machtangebot an den Menschen. Ein Angebot, das diese Gesellschaft nicht zur Verfügung hat, auch nicht haben soll. Wenn jemand kommt und Gewalt im Angebot hat, dann ist das die größte Macht, die man einem Menschen verleihen kann: seinen Mitmenschen töten und tottreten. Nicht jeder fährt darauf ab, aber genug tun es."

- erklärt dann auch diesen Punkt: "Das ist ja das interessante Phänomen: Wenn Sie irgendwo einen Putsch haben, und Sie richten dann kleine Konzentrationslager und Folterkeller ein, haben Sie nie ein Personalproblem. Nicht jeder möchte den Job machen. Aber es sind immer genug."

- Seine Erfahrung in der Gewalt von Entführern und was das mit dem "Ich" macht: "Die Vorstellung vom Ich kann nicht stabil bleiben, wenn die Wirklichkeit anzeigt, dass es darauf gar nicht ankommt."

Samstag, 18. Juni 2016

Die guten Aufräumtipps ...

... funktionieren hier irgendwie nicht. Von wegen: Immer mit einer Kleinigkeit anfangen. Bester Tipp: "Und wenn es nur eine Schublade ist". Genau, dann sitze ich mit meiner ordentlichen Schublade da, leider folgt dann keine zweite Schublade, sondern nach drei Wochen, wenn ich zum nächsten Mal wieder zum Aufräumen komme - also so zum Tiefenaufräumen, nicht zum oberflächlichen Dinge-Wegräumen, das muss natürlich öfter gemacht werden, wenn wir hier nicht untergehen wollen - also dann kann ich eigentlich wieder mit besagter Schublade anfangen.

Und so kommt man natürlich nicht weit! Treppenhaus, Eingangsbereich, Bad, das sehr nah an der Wohnungstür liegt - wie oft habe ich Euch schon aufgeräumt? Und wie oft bin ich hingegen bis ins Wohnzimmer vorgedrungen? Von den Kinderzimmern im hinteren Teil der Wohnung ganz zu schweigen!

Im Garten ist es ja genauso! Oberflächlich Rasenmähen, das ist immer mal drin. Aber schon das Unkraut wird meist nur ganz vorn entfernt, im Garten hinterm Haus komm ich höchstens mal im Herbst dazu, die Ahorn-Schößlinge, die uns bis dahin wortwörtlich über den Kopf wachsen aus den Büschen zu entfernen.

In meinen Träumen klappt das alles, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Obwohl ich dann alt und langsam bin. Vermutlich wäre am erfolgversprechendsten, die Kinder jetzt schon mehr mit einzubinden. In ihren Zimmern legen sie ja in leider noch sehr unregelmäßigen Abständen bisweilen große Energie an den Tag, den Fußboden freizuräumen. Ich brauche noch Motivationsstrategien, um das auf die Restwohnung auszuweiten!

Donnerstag, 16. Juni 2016

Werte weitergeben

Man gibt sich ja Mühe, seinen Kindern die Dinge mitzugeben, die einem wichtig sind. Und manchmal wundert man sich, wenn es offensichtlich nicht geklappt hat.

Hier neulich: Das Kind philosophiert darüber, ob man mir noch erlauben kann, zum Friseur zu gehen, wo ich doch gerade gar kein Geld mehr verdiene. Was für eine schöne Vorlage, um mal ganz in die Tiefe des Wertekanons zu springen: Was ist der Mensch wert? Und: Dieser Wert bemisst sich nicht am Geld, das eine/r verdient.

Ganz wichtig.

Außerdem: Gelassenheit. Für uns war es früher ungefähr einen Schritt vorm Weltuntergang, als es an der Arbeit meines Vaters mal nach Kurzarbeit oder sogar, Schreck, Entlassung aussah. Vermutlich hatten wir Kinder, als ungewollte Gefühlsverstärker, sogar noch größere Angst davor als meine Eltern selber. Und natürlich ist es schlimm, wenn es einen Alleinverdiener gibt, dem dieses Schicksal droht. Aber eben, siehe oben: Wir sind nicht das wert, was wir an Geld einnehmen. Wir sind viel mehr als unser Bankkonto.

Natürlich ist mir klar, dass sich das leichter sagt mit einem gewissen finanziellen Polster. Einem Partner, der weiterhin regelmäßig Geld in den Haushalt einbringt.

Große Bewunderung deshalb für Menschen, die diesen Wert auch mit geringeren finanziellen Mitteln selbstbewusst leben können.

Dienstag, 14. Juni 2016

Mehr Musik

Ich weiß, außer mir selber findet sicher niemand meinen persönlichen Musikgeschmack so interessant, aber trotzdem:

Immer mal wieder tut es doch gut, sich die Helden seiner Jugend noch mal anzuschauen - damals wie heute. Und was für ein Glück, dass es dafür YouTube gibt. Kürzlich spülte dieses Depeche-Mode-Video durch meine Timeline. Herrlich. Und ich mag auch den pickligen Housemartins-Sänger (Paul Heaton) bei Caravan of Love. Fällt einem wenigstens mal wieder ein, wie alt das alles schon ist.

Aber eine Perle ist mir bei der Suche doch untergekommen. Meine geliebte Band The Beautiful South. Und ebenjener Housemartins-Sänger, den Pickeln im vorigen Video ganz knapp entwachsen. Song: "You just can't smile it away" (von Bill Withers) in einer großartigen Coverversion - ja, da ich das Lied nicht kannte, hab ich andere gesucht und gehört, die waren einfach nur platt. Im Video quatschen sie erst, das Lied fängt bei 0:46 an.

Es gänsehäutet mich.

Sonntag, 12. Juni 2016

ICEs haben mein Leben verändert

Und zwar zum Besseren. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, mit einem konventionellen D-Zug nach Hildesheim zu fahren, um mal schnell zu schauen, ob die Stadt sich für ein Studium eignet. Ich meine: Mit 18, ohne Führerschein und ohne Ahnung (Mitfahrzentrale, was ist das?), da war man in seiner Mobilität eher beschränkt.

Aber mal eben mit dem ICE in einer Dreiviertelstunde rüberrutschen? Das schien machbar. Hin und zurück an einem Tag sogar. Musste man auch gar nicht groß mit Eltern drüber reden, einfach machen.

Inzwischen bringen ICEs die alte Heimat näher. Weil sie deutlich schneller sind als Autos. Kein Stau droht (jetzt kommt mir nicht mit Verspätung. Was ist schlimmer, auf unbestimmte Zeit im Stau sitzen oder 20 Minuten Verspätung im Zug?). Man kann sich entweder voll und ganz (so lange man das durchhält) dem Kind widmen oder, wenn man das Glück hat, allein unterwegs zu sein, Dinge tun, die einem Spaß machen. Lesen. Kaffee trinken. Schlafen. Mütterglück!!

Trotzdem bleibt die Fahrt ermüdend und wenn man versucht, hin und zurück an einem Tag zu schaffen, ist man abends ganz schön geschafft. Aber man gefährdet dabei weder sich selbst noch das Kind auf dem Rücksitz noch andere Mitfahrer, wie das bei sechs bis sieben Stunden Autofahrt der Fall wäre.

Von daher: Ja. Eine eindeutige Verbesserung. Viele Dank, deutsche Bahn.

Freitag, 10. Juni 2016

Judith!

Endlich. Musik für Mütter. Judith Holofernes. Schon bei "Wir sind Helden" gefielen mir die Texte besonders gut, die ja meist auf ihrem Mist gewachsen sind. Oder ihr Künstlername. Könnte ich mich ja reinsetzen, in diese Idee!

Schon bei den Helden klang das Kinderthema an. Und dann auf ihrem Solo-Album haut sie eins nach dem anderen raus. Pechmarie, für die Zeit, wenn die Freunde der Meinung sind, man könnte jetzt auch mal wieder was ohne Kind machen (und man selbst hoffentlich zustimmen kann).

Und Jetzt erst recht (Teil 2) - wie fühlt sich die Liebe nach vielen Jahren an. Dazu gibt es leider sehr wenig Lieder, und dies ist eins, bei dem sehr schön auf die Dialoge gehört würde, die man so manchmal führt als altes Ehepaar: 'Du fragst: "Wie hast Du geschlafen?" ich sag "Weniger als Du" '. Und trotzdem liebevoll. Wie es so ist.

Vom Titel des Albums (Ein leichtes Schwert) gar nicht zu reden. Ich habe keine Ahnung, worum es in dem Text geht. Oder doch, ein bisschen. Kann aber nicht weiter darüber nachdenken, weil ich dann die ganze alleroberste Game-of-Thrones-artige Ebene verlieren würde - und da wäre es auch schade drum.

Dass sie seit letztem Jahr keine Termine mehr macht (Konzerte, Lesungen) ist doch bestimmt ein gutes Zeichen, weil es heißt, dass sie an neuen wunderbaren Songs arbeitet und ich bestimmt mitkriege, wenn sie damit auf Tournee geht, nicht wahr?!

Sonntag, 5. Juni 2016

Was habe ich heute gemacht?

Frau Brüllen sammelt das ja dankenswerterweise immer am 5. jedes Monats, hinter dem Link also jede Menge weiterer Geschichten über 5. Junis 2016.

Bei uns heute so: Gästealarm. Seit Pfingsten weiß ich ja: Ich kann Gastgeber. Während ich das vorher immer nur gern können wollte, hat mich der Besuch von zwei Familien mit zwei Übernachtungen und einigen "Danke, es war schön" überzeugt, dass es wohl doch ganz nett bei uns war.

Von daher heute keine Panik, sondern echte Vorfreude auf zwei Familien (nicht die von Pfingsten), die zum Grillen kommen wollten. Nur ganz kurz leichtes Bedauern, dass der Tag wirklich sehr, sehr voll wird. Weil natürlich die sonstigen profanen Wochenendbeschäftigungen trotzdem anstehen.

Also z.B.
- um zehn den ersten Kurzbesuch zu bekommen, der eine vergessene Jacke abholen will
- Frühstück bis um elf (kennt Ihr eigentlich das Gedicht: Morgens früh um sechs kommt die kleine Hex? Klingt grad ganz ähnlich ..)
- ein bisschen Erwerbstätigkeit bis um zwölf
- die üblichen Ladungen Wäsche bis um eins
- Essenmachen. Hielt sich aber in Grenzen, Salate und Kräuterbutter, den Nachtisch hatte ich in weiser Voraussicht schon gestern angesetzt. Und für Fleisch einlegen etc. bin ich in dieser Familie nicht zuständig - wie angehm!
- Dann tatsächlich Zeit für eine kurze Nachmittagspause, bis die ersten Gäste kamen. Große Freude, denn zum Teil hatten wir uns sehr lange nicht gesehen.

Wegen plötzlich aufziehender Gewitter mussten wir ins Haus fliehen noch bevor das Fleisch gar war und auch hier kam uns unsere Pfingst-Erfahrung (nein, nichts mit In-Zungen-Reden, nur viele Leute zu Besuch haben) zugute. Tischerweiterungen, Stühle, wir wussten genau, was wir brauchten und in welchem Kellerraum wir es finden würden.

Nachtisch gab es dann schon wieder im Garten. Wie immer, wenn Menschen mit kleineren Kindern uns besuchen, innerliche Freude bei mir, wie groß und selbständig meine eigenen Kinder schon sind.

Und jetzt sitz ich hier, höre der prallgefüllten Spülmaschine beim Arbeiten zu und genieße die leichte Müdigkeit eines vollen, schönen Tages.


Wie viele Eltern regieren uns?

Vor einiger Zeit fragte ich bereits, wie viele Kinder eigentlich unsere Bundesregierung hat. Nur mal so aus Interesse.

Der diesjährige Muttertag war Anlass für das Hamburger Abendblatt, ebenfalls mal die Mütter in der Regierung zu zählen. Genau, die Mütter. Am Vatertag gab es keinen entsprechenden Artikel über die Väter. Auch sonst wenig, nur am Muttertag musste mal wieder ausführlich aufgezählt werden, wie das Muttersein in Zahlen sich so darstellt. An Stelle der Väter würde ich mich so langsam doch mal über diese Ungleichbehandlung beschweren, was soll denn das? Ihr seid doch keine Statisten im Leben Eurer Kinder!

Kurz und gut zusammengefasst, was im Abendblatt-Artikel steht: Es gibt in der derzeitigen Regierung mehr Mütter als früher, kinderlos sind bei den Frauen in der Regierung nur noch Frau Merkel die Umweltministerin Barbara Hendricks.

Hier noch mal als Service die komplette Auflistung - inklusive der Männer/Väter. Und ja, genau, als Frau Nahles schwanger war und ein Kind bekommen hatte, überschlug sich die Presse (auch wir berichteten). Als Frau Schwesig neulich ihr zweites Kind bekam, durfte sie viel dazu sagen, wie sie Kind und sehr, sehr anspruchsvollen Beruf vereinbart. Ist Herr Schäuble schon mal gefragt worden, wie er das mit vier Kindern und dieser politischen Karriere schafft? Eine erste Google-Suche brachte keine Ergebnisse. Es bleibt noch viel zu tun!

Angela Merkel (Bundeskanzlerin): kinderlos
Andrea Nahles (Arbeit und Soziales): ein Kind
Ursula von der Leyen (Verteidigung): sieben Kinder
Manuela Schwesig (Familie, Senioren, Frauen, Jugend): zwei Kinder (das zweite kam ja ganz neulich)
Barbara Hendricks (Umwelt, Naturschutz, Bau, Reaktorsicherheit): kein Kind
Johanna Wanka (Bildung und Forschung): zwei Kinder

Die Männer
Sigmar Gabriel (Wirtschaft und Energie, Stellvertreter der Bundeskanzlerin): zwei Kinder
Frank-Walter Steinmeier (Außwärtiges): ein Kind
Thomas de Maizière (Inneres): drei Kinder (hatten wir ja schon)
Heiko Maas (Justiz und Verbraucherschutz): zwei Kinder
Wolfgang Schäuble (Finanzen): vier Kinder (wissen wir auch schon seit 2010)
Christian Schmidt (Ernährung und Landwirtschaft): zwei Kinder
Herrmann Gröhe (Gesundheit): vier Kinder
Alexander Dobrindt (Verkehr und digitale Infrastruktur): ein Kind
Gerd Müller (wirtschaftliche Zusammenarbeit, Entwicklung): zwei Kinder
Peter Altmaier (Kanzleramt): kein Kind

Freitag, 3. Juni 2016

Die richtig guten Antworten ...

... fallen einem natürlich immer erst ein, wenn man lange nach dem Gespräch schon wieder zu Hause ist. Außer man heißt Novemberregen natürlich, die weiß wahrscheinlich nicht mal genau, wovon ich rede, weil ihr Hirn da irgendwie anders arbeitet.

Heute beim Friseur. Alles gut. Friseurin will mir nicht mit Macht ein Gespräch aufdrängen, genau, wie ich das mag. Haare gut geschnitten. Dann Föhnen.

"Wie soll ich sie denn föhnen?" fragt sie tatsächlich. Und mir fällt natürlich nicht ein: "Trocken wär ganz gut".

Sie hat gut geföhnt. Ich musste hinterher fast gar nichts runterstreichen, um den gefühlten Farah-Fawcett-Look zu beheben. Vermutlich möchten andere Menschen, dass man sieht, wenn sie beim Friseur waren. Ich lieber nicht.

Außerdem ist immer ganz viel von "Volumen" die Rede, bei jedem Friseur, bei dem ich bisher war. Meine Haare sind ganz glatt. Da bleibt freiwillig kein Volumen drin. Selbst Haargummis versuchen meinen Haaren zu entkommen, geht ganz leicht, quasi in einem Rutsch.

Außerdem bin ich seit meiner Jugend leicht traumatisiert, was Versuche angeht, Volumen in diese Haare zu bringen. Mit Mühe und Not konnte ich bei jedem Friseurbesuch eine Dauerwelle abwenden. Aber bei der Frisur zur Konfirmation passierte es dann: Haarspray, noch mehr Haarspray, Toupierkamm, und dann noch mal Haarspray, so zur Sicherheit. Es kostete meine Mutter und mich mindestens eine Viertelstunde intensives Ausbürsten und immer noch muss ich lachen, wenn ich die Fotos von damals sehe. Aber gut, das muss ja wohl so sein, bei Konfirmationsfotos.