Mittwoch, 29. Februar 2012

Berufstätige Mütter anderswo. Heute: Frankreich

So oft werden sie uns als Vorbild hingestellt in der Familienpolitik. Alle Frauen gehen dort angeblich 10 Wochen  nach der Geburt eines Kindes wieder arbeiten, die Kinder sind hervorragend untergebracht und das Ganze führt auch noch dazu, dass die Französinnen deutlich mehr Kinder zur Welt bringen als die Deutschen.

Wie lässt sich das Wunder nun erklären? Ist es überhaupt eins? Meine wenigen, dafür direkten Kontakte nach Frankreich lassen ausrichten: Auch dort ist nicht alles Gold was glänzt. Wenn man etwas länger mit dem Kind zu Hause bleiben will (länger heißt z.B.: sechs Monate), wird man komisch angeschaut. Mittwochs haben Schulen in Frankreich standardmäßig frei (stimmt, das kenne ich aus Belgien auch noch), nicht so leicht, wenn man die Kinderbetreuung organisieren will.

Was ich total spannend fand: Es scheint aber doch deutlich mehr Berufe um die professionelle Kinderbetreuung zu geben. Ein eigener Beruf ist dort die "Assistante Maternelle", kurz Assmat, die in einer so genannten "Familienkrippe" Kinder sehr viel flexibler betreut als wir das so durchschnittlich in Deutschland kennen. Ist noch keine Nanny, kein eigenes Kindermädchen, aber ein halbwegs verbreiteter Beruf, scheint mir.

Das Ganze hat natürlich seinen Preis, in diesem Buch werden die Kosten monatlich je Kind auf ca. 1200 EUR beziffert. Ist mir auch schon beim Vergleich mit Bekannten aus anderen Ländern (USA, Irland) aufgefallen: Die Kosten für Kinderbetreuung liegen dort wesentlich höher als hier - werden aber zähneknirschend akzeptiert.

Meine absoluten Lieblingsbegriffe, auf die ich bei der Suche in Frankreich gestoßen bin, sind
 "nou nou de nuit" oder "nourrice de nuit". Vielleicht hab ich in Deutschland noch nicht nach den richtigen Begriffen gesucht, aber dass Kinderbetreuung über Nacht angeboten wird, dass es dafür richtige Namen gibt, das kannte ich noch nicht. Dabei muss es hier doch genauso viele Mütter im Schichtdienst geben wie in Frankreich, oder?

Montag, 27. Februar 2012

Kinderfreundliche Großstädte

Ein Ranking nach Kinderfreundlichkeit von Politik Express (wer oder was ist Politik Express?). Kinderfreundlich ist natürlich relativ zu verstehen. Aber mit einer halbwegs kindergerechten Infrastruktur:

Wie zu erwarten, hat der Osten dank der immer noch deutlich überdurchschnittlich ausgebauten Krippen die Nase vor.

Und warum ist Hamburg so weit abgeschlagen? Ist es doch unter den westlichen Bundesländern das einzige mit einer Betreuungsquote von knapp über 30%. Vermutlich am Mietspiegel gescheitert, der auch in die Bewertung einfloss.

Positive Überraschung ist Mannheim auf dem ersten Platz. Das müssen wir mal im Auge behalten ...

Sonntag, 26. Februar 2012

Fernsehen - Schlaf- und Kreativitätszerstörer

Tag drei ohne Fernsehen. Oder schon Tag vier? Na egal, wenn man es ganz genau nimmt, waren es ja auch nicht ganze Tage ohne TV, denn was war da mit der halben Stunde "Star Wars - The Clone Wars" am Abend mit den Kindern? Nur weil ich es mir nicht selber ausgesucht habe, heißt ja nicht, dass ich meine Augen abwenden könnte.

Aber die ganzen langen Abende! Erst mal wurde ich furchtbar müde. Vielleicht ist Fernsehen neben Cola Zero und diversen Tee-Sorten mit Koffein ja der dritte große Wachhalter in meinem Leben? Keine wirklich neue Erkenntnis, selbst in meiner Lokalzeitung schrieb ein Redakteur im fernsehfreien Selbstversuch schon: " Ich glaube, ich hab noch nie so viel geschlafen, wie im vergangenen Monat, fühlte mich noch nie so ausgeruht"


Und dann der erste Abend echte leichte Langeweile. Also entweder lese ich jetzt noch mehr - oder ich fange an, die Wohnung aufzuräumen, Gedichte zu schreiben oder das Bad neu zu fliesen. Aber jetzt ist es schon wieder so spät, die Augenlider klappen langsam runter - vielleicht werde ich einfach nur sehr ausgeruht sein, gibt ja schlimmeres.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Belohnung

"Ist ja nur Ausgleich", schrieb sie und würde natürlich prompt für ihre Hochmut bestraft - mit zwei unstillbaren, unerhört lauten Schreianfällen nach dem Mittagsschlaf, na herzlichen Dank.

Immerhin war keine Eile, kein Stress, also konnte ich das gemütlich aussitzen und mir anschauen, wie das kleine Rumpelstilzchen da heulend, kreischend und um sich schlagend auf dem Boden lag. Tun konnte man nichts. Nicht trösten, nicht in den Arm nehmen, nicht ablenken. Also blieb nur warten. Und dann war es auch wieder gut. Wahrscheinlich nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommt ...

Dienstag, 21. Februar 2012

Ist ja nur Ausgleich, das dritte Kind

Drei Kinder. Tja. Ist natürlich viel Arbeit. Die Waschmaschine läuft zwar noch nicht täglich, aber bestimmt drei Mal die Woche. Beim Essen kommen wir mit den Standard-Fertiggerichten nicht mehr hin. EINE Packung Pizzateig reicht nicht, zwei sind etwas zu viel (ich WEISS, dass man  Hefeteig auch selber machen kann, danke für die Info).

Zwei Kinder. So viele Familien kenn ich mit zwei Kindern in kurzen Abständen (= innerhalb von zwei, drei Jahren). So wie meine ersten beiden. Und wenn ich jetzt eine Frau sehe, das kleine Kind kann noch nicht alleine laufen, der Bauch ist schon dick und rund vom nächsten, dann beschleicht mich meist der Gedanke: "Die Arme". Denn der Stress! Zwei Wickelkinder. Hm, was hab ich mich gewundert, als meine Mutter das gesagt hat, denn das Wickeln ist nun wirklich eine der unstressigsten Tätigkeiten. Erst später merkte ich, das steht eher als Platzhalter für: Zwei Kinder, die beide zu klein sind, um irgendwas alleine geregelt zu kriegen und um die man den ganzen Tag herumscharwenzeln muss.

Aber wo war ich? Richtig, ein leichter Schauder läuft mir also über den Rücken, wenn ich das sehe - sicherlich Mitgefühlt, nicht wahr? Obwohl ich es natürlich selbst nicht anders gemacht habe. Irgendwie ist man nach einem Jahr wohl so in der Stimmung: " Oh, ich hab letzte Nacht fünf Stunden am Stück geschlafen, das Kind hat seinen Brei fast alleine gegessen, komm Schatz, lass uns noch eins machen."

Aber das Dritte. Das ist der Luxus. Klar ist das auch anstrengend, sich noch mal drauf einzulassen, so wenig zu schlafen, noch mal so abhängig und ans Baby gebunden zu sein. Aber es ist auch ein Ausgleich. Zumindest so ab einem Jahr. So ein süßes Kind, das an mir vorbeihoppelt, mich angrinst, sobald es mich sieht. Mich nicht unmotiviert anmeckert, sondern prinzipiell die Welt gut und lustig findet. Bis die Trotzphase kommt, vermutlich, aber gut, da haben wir noch ein bisschen Zeit.

Samstag, 18. Februar 2012

Was für eine gute Idee : Friseur im Kindergarten

Und auch die Zahnarzttermine werden dort abgehandelt:
http://www.ngz-online.de/kaarst/nachrichten/kindergarten-als-geschaeftsidee-1.2162199

Betriebswirtschaftler halt - man muss sie irgendwie im Zaum halten, aber prinzipiell macht es schon Sinn, nicht nur die "Sozialen" in Leitungsfunktionen zu haben

Montag, 13. Februar 2012

Schulkindbetreuung am Nachmittag - ein Notfall

Letztes Mal sprach ich die Hortbetreuung an - das Trauerspiel, zumindest bei uns. Aber immerhin haben wir eine, sogar direkt an unserer Schule. Wie es nach der Grundschule weitergehen soll, ist mir momentan noch ein Rätsel - es gibt kaum weiterführende Schulen mit Nachmittagsbetreuung, habe ich den Eindruck. Auch die Initiative für mehr Ganztagsschulen scheint sich momentan hauptsächlich an Grundschulen auszutoben.

Bei allen anderen Schulen wird weiterhin einfach vorausgesetzt, dass ein Elternteil zu Hause und immer verfügbar ist. Es gibt diverse Nachmittagstermine, auch gern mal um 15.00 Uhr. Im Hort, mit 25 Kindern um sich rum, kann kein Kind vernünftig für einen Test lernen. Wann das zu Hause erledigt werden soll? Nicht die Sorge der Schule - haben sich die Eltern ja so ausgesucht, das Lebensmodell. Müssen die auch so viel und so lange arbeiten? Ist doch bestimmt nur zur Selbstverwirklichung, sollen die sich gefälligst alle mal ein bisschen zurücknehmen zugunsten ihrer Kinder - und wenn nicht, müssen halt die Kinder drunter leiden.


Einzelne Initiativen von Firmen gibt es. z.B. die Commerzbank, die einen Schülerhort für Kinder ihrer Mitarbeiter eröffnet hat, der bis 19.00 Uhr geöffnet hat.


Die Firma Siedle kümmert sich um die Ferienbetreuung der Mitarbeiterkinder. Die Firma arbeitet dafür mit einer Kita zusammen.


Tja. Lösung Ganztagsschule? Auch die bietet ja meist nur eine Betreuung bis 15.30 Uhr oder 16.00 Uhr. Tja Eltern, entscheidet Euch, wer bleibt nun zugunsten des Nachwuchses zu Hause?

Donnerstag, 9. Februar 2012

Mal so, mal so: Studien zu Kindern in aushäusiger Betreuung

Kommt es mir nur so vor, oder häufen sich in letzter Zeit mal wieder Berichte darüber, ob Fremdbetreuung  Kindern schadet bzw. was es für Kinder heißt, zwei berufstätige Eltern zu haben. Ach so, NEIN, so wäre es in einer idealeren Welt. Normalerweise geht es leider nur um die berufstätigen Mütter - komisch, dass berufstätige Väter so überhaupt kein Thema sind bei Studien zum kindlichen Wohlbefinden.

Also, da war zum einen die britische Milleniumstudie (MCS, Millenium Cohort Study von 13.000 zwischen 2000 und 2002 geborenen Kindern), dazu "die Presse": "Berufstätige Mütter tun ihren Kindern gut"

Aus Norwegen fasst die FAZ zusammen: Mehr Kinderbetreuung bringt nicht mehr berufstätige Mütter, aber angeblich bringt's den Kinder was:

Aber dazu dann gleich die Gegenmeinung, ebenfalls aus der FAZ: Zu viel, zu frühe und qualitativ nicht gute (hallo, Deutschlands Krippen lassen grüßen!) ist vielleicht statistisch doch nicht so gut.

Auch in der Stuttgarter Zeitung werden die verschiedenen Studien dargestellt und geschlussfolgert, dass es eher darum geht, Schäden zu vermeiden, Nutzen von früher Fremdbetreuung für die Kinder sei kaum zu finden.

Ich halte mich wohl an eine andere  Blogger-Mutter, die schrieb: Bei Gott, sie haben es wirklich versucht, einen Schaden bei den Kindern arbeitender Mütter zu finden. Wenn es immer noch nichts definitives dazu gibt, müssen wir wohl davon ausgehen, dass zumindest keine offensichtlichen Schäden zurückbleiben - denn die wären schon längst entdeckt worden, so kritisch, wie gerade diese Kinder beäugt werden.

Allen Forderungen nach höherer Betreuungsqualität und kleineren Betreuungsschlüsseln in der Betreuung vor allem von Krippenkindern, aber auch bei älteren Kindern (wir haben hier Hortgruppen mit 50 Kindern!) schließe ich mich vollen Herzens an.

Außerdem fordere ich unoriginellerweise, ebenfalls Vor- und Nachteile für die Mütter zu betrachten - Krippen sind nicht nur eine Bildungseinrichtung, sondern auch eine Dienstleistung. Und von den Vätern redet ja, wie oben schon erwähnt, wirklich niemand - was für eine Frechheit.

Dienstag, 7. Februar 2012

Wie wichtig sind Großmütter

Sehr ausführlicher Artikel in der FAZ zum Thema Kleinkindbetreuung durch die Großeltern/Großmütter.

Viel Stoff zum Nachdenken. Schon früher hab ich einen Artikel zum Thema gelesen, dass anwesende und mithelfende Großmütter, meist die Mütter der Mutter, das Überleben der Babys fördern. Grad musste ich wieder dran denken, als ich was zum Thema Teenager-Schwangerschaften im Fernsehen sah (ja, ich schau viel Fernsehen). Wenn ich mir vorstelle, dass Frauen früher eher noch häufiger jung schwanger geworden sind, dann war/ist es sicherlich von Vorteil, wenn (noch) jemand in seinen Vierzigern oder Fünfzigern sich mit um diese Kinder kümmert.

Bedenkenswerter Einwand aus der FAZ: Zu der Zeit haben die Großmütter meist wahrscheinlich selber auch als Vierzigjährige noch ein kleines Kind an der Backe gehabt. Hm. Da denk ich mal drüber nach. Aber die Erfahrung hatten sie auf jeden Fall. Und größere Kinder, die auch noch mithelfen konnte. Mein Gott, eine Riesen-Gemengelage aus kleinen Kindern, großen Kindern mit eigenen Kindern etc. War das wirklich so?

Montag, 6. Februar 2012

Ärzteserien - manchmal möchte man es gar nicht so genau wissen

Letzte Woche hatte ich endlich mal wieder ausreichend Gelegenheit, das Fernsehprogramm, dass tagsüber läuft, zu testen: Krank zu Hause nennt man das auch.

Dabei fiel mir ein, wie neuartig das mal war. Diese amerikanischen Ärzteserien, die so superrealistisch sind. Wahrscheinlich fing das mit Emergency Room an, das war etwas vor meiner Zeit. Aber bei "Scrubs" oder "Grey's Anatomy" fand man dasselbe Thema: Junge Ärzte/Medizinstudenten, die erste Schritte im medizinischen Alltag tun. Und man merkt: Vom Halbgott in weiß sind die alle weit entfernt und so unsicher, wie man selbst vermutlich auch wäre, wenn man plötzlich so wichtige Sachen entscheiden soll, die Symptome aber noch nie außerhalb eines Lehrbuchs gesehen hat. Dazu noch das ein oder andere Medizinerblog (Ärztin im Chaos ist ja leider nicht mehr online) und man hat das Gefühl, so weit sind die vom Alltag in manchen Punkten gar nicht entfernt.

Und dann steht man mit dem wichtigsten Menschen der Welt, mit dem eigenen Kind, im Krankenhaus. Und trifft natürlich genau auf so einen jungen Arzt, einen, dem das Noch-Nicht-Wissen quasi aus jeder Pore tropft. Der alles gut macht, aber wo einfach so viel fehlt an Sicherheit-Vermitteln. "Tja, könnte gebrochen sein, das Schlüsselbein, oder doll gestaucht. Also in der Therapie macht das keinen Unterschied" .... Ach ja? Und was soll das jetzt heißen?

Und wie nett, wenn dann der Oberarzt per E-Mail das Röntgenbild aus dem OP aus anschaut und den Befund des jungen Menschen bestätigt. Aber was soll das heißen? Wenn man nur einmal vernünftig und verständlich mit den aufgeregten Eltern reden würde, deren Zustand sich eher so beschreiben lässt: "Der Knochen ist GEBROCHEN??? AARRGH. Und die Knochenenden liegen nicht schön nebeneinander, sondern übereinander?? Ist das nicht ganz furchtbar schlimm???" ... aber das kann man mit dem geringen Erfahrungsschatz wahrscheinlich einfach nicht und ich sollte mich freuen, dass der junge Arzt nicht auch noch versucht, Wissen vorzutäuschen, wo er es nicht hat.

Wie angenehm es ist mit jemandem zu sprechen, der schon ein paar solcher Fälle gesehen hat, und auch weiß, wie die ausheilen, erleben wir dann ein paar Wochen später bei der Nachkontrolle beim niedergelassenen Knochenarzt. "Ja, das heilt. Der Knochen wächst so zusammen, aber weil der noch so schnell länger und breiter wird, wird in einem Jahr nichts mehr von dem Bruch zu sehen sein - auch wenn die Knochenenden jetzt übereinander liegen". Ach. Das ist doch mal eine Aussage.

Klar müssen junge Ärzte irgendwo die Routine lernen. Aber sicher werden mir die meisten Eltern zustimmen wenn ich sage: "Bitte nicht an meinem Kind!"