Donnerstag, 8. November 2018

Man wird älter, aber schlauer wird man irgendwie nicht

Ich kenne das. Ich kenne das seit Jahren und immer wieder. Und trotzdem überrascht es mich und reißt mich jedes Mal wieder (hoffentlich nur fast) mit in den Abgrund.

Es ist ein ganz normales psychologisches Phänomen, habe ich mal gelesen. Wo? Ah, hier ist es ja. Oder hier. Genau, als ich das erste Mal länger im Ausland war, habe ich das kennengelernt, also in wissenschaftlich.

Gefühlt habe ich es (leider?) schon vorher, zum Beispiel beim Auszug von zu Hause. Euphorie ("Honeymoon"), "Ja, studieren ist wie für mich gemacht! So großartig, Klausuren, selbständig lernen yeah". Kulturschock: Sitzt heulend im 2. Semester in der Studienberatung: "Oh mein Gott, ich werde nie meinen Abschluss schaffen" - der Berater dort war etwas überrascht: "Normalerweise kommen Studierende damit eher so im 8. Semester". Dann Anpassung ("ok, mach ich zumindest was draus, auch wenn ich vielleicht wechsle, vorher nutze ich wenigstens noch mal dieses Auslandssemester") und relativ stabile Phase.

Also: Hütet Euch vor der Anfangseuphorie. Was so schade ist, denn man möchte die ja genießen. Momentan haben wir hier zum Beispiel ein etwas größeres Bauvorhaben. Und zunächst, die ersten Tage: "Oh, super, alles toll, die sind so großartig". Im Hinterkopf schon das Wissen, dass niemand jemals so seine Baustelle dauerhaft beschrieben hat. Und dann geht es natürlich auch schon los mit den kleineren und größeren Malheuren. Jetzt aufmerken, wenn der Schlaf gestört ist, ist das bei mir ein sehr ernstes Warnzeichen. Sicher ist es hilfreich, wenn morgen mal niemand über meinem Kopf rumbohrt, während ich am Schreibtisch sitze. Erst mal wieder sortieren und keine, wiederhole keine (hast Du Dir auch zugehört, Kirsten?) unnötigen oder verschiebbaren zusätzlichen Termine annehmen. Von gar nichts!