Freitag, 17. Mai 2019

Muttertag - ganz ehrlich

Das lief nicht ganz so wie geplant. Zumindest von mir im Geiste geplant.

Irgendjemand fragt am Vortag, ob die Brownies schon gebacken werden sollen oder doch erst am Muttertag selber. Selbstlos wie ich bin (und es ist noch Kuchen vom Vortag da), sage ich, die können ruhig erst am Sonntag gemacht werden.

Das Kind, das Sonntag gar nicht da ist, weil es in die Ferien gefahren ist, fahre ich am Samstag noch an, weil es in letzter Minute an einer selbstgemachten Muttertagskarte rumbastelt. Dafür schäme ich mich am Folgetag, denn

es ist die einzige, die ich bekommen werde. Liegt irgendwo zusammengefaltet auf dem Tisch, gut, dass ich wenigstens weiß, wo sie zu finden ist.

Dem Rest der Familie ist es ungefähr entfallen, was für ein Tag ist. Und das liegt nicht daran, dass ich ihn als Konsumterror oder albernes Ablassritual ("einmal im Jahr macht Ihr, aber sonst ..") geißeln würde. Tue ich nicht. Ich mag Muttertag total gerne. Natürlich bin ich immer Last-Minute-gestresst, meiner eigenen Mutter, die zum Glück noch lebt, rechtzeitig ein Geschenk, einen Blumenstrauß, eine Karte zu besorgen.

Und das war die Mutter, die schon sagte, dass sie das albern findet. Aber wenn ich dann am Telefon höre, wie freudig ihre Stimme klingt, wenn sie abwehrt und sich ein bisschen lustig macht, dann weiß ich, es freut sie halt doch.

Und mich? Mich erfreut anscheinend keiner. Weder freiwillig noch durch einen Anlass gezwungen.

Warum schreibe ich das auf? Will ich meine Familie öffentlich beschämen? Nein, das ist ein Gegengewicht zu den vielen Fotos von mehr oder minder liebevoll gedeckten Muttertagstischen etc., die natürlich gern geteilt werden (und auch geteilt werden sollen!). Oder zu den sehr schweren Gegenentwürfen von enttäuschter Liebe, misslungenen Mutter-Kind-Beziehungen, die anderen den Tag so schwer machen.

Nein, es kann auch einfach ganz durchschnittlich enttäuschend ablaufen, die Beziehung in der Familie ist "normal", aber irgendwie nimmt mich und meine Wünsche keiner so richtig wichtig und ich weiß nicht, ob durch den ganzen emotionalen Stress, den ich nun allen verursachen musste, etwas davon angekommen ist. Hab ja noch ein paar Monate bis zum Geburtstag um zu sehen, ob es hängen geblieben ist.

Wie passend dann noch der Artikel von Pia Ziefle, der mir in die Timeline gespült wurde (über die Vorspeisenplatte?): Es ist auch andernorts schwer und vielleicht hat es tatsächlich was damit zu tun, dass man (ich!) sich selbst so lange immer hintenangestellt hat mit seinen Bedürfnissen.