Sonntag, 21. Mai 2017

Die zweite Schulzeit

Ich bin ja begeisterte SchülerInnen-Mutter. Mehrfach habe ich schon von den Freuden berichtet, endlich, endlich die schriftliche Subtraktion verstanden zu haben. Ausführen konnte ich die auch früher schon, aber verstehen, das ist ja noch mal was anderes. Das hat wirklich Spaß gemacht.

Demzufolge leide ich allerdings auch ein bisschen mehr mit als nötig, wenn ich LehrerInnen meiner Kinder nicht verstehe. "Was will der mit dieser Frage?", "Was soll da die richtige Antwort sein!?", das sind Fragen, die mich in den Wahnsinn treiben können. Vor allem, weil man vom Kind natürlich keine Antwort erwarten darf. "Habt Ihr darüber im Unterricht gesprochen?" - ach, was frag ich überhaupt, die Antwort kenn ich doch schon: "Nein, nie" ... ja ja ja, ist klar.

Nun also Lektüre. "Krabat" von Otfried Preußler. Ist tatsächlich bisher an mir vorbeigegangen. Ich meine, ich weiß, dass es das Buch gibt, ich kriege auch mit, dass es hin und wieder verfilmt wird. Aber gelesen hatte ich es bis heute noch nicht.

Nun also doch. Und jetzt habe ich ja die Freiheit, zu überlegen, was ich wohl als Lehrerin mit so einem Text anstellen würde. Was macht man da? Einfach nur lesen geht ja nicht, muss ja auch was bei rauskommen, was man benoten kann. Dann fragt man offenbar schon mal so Sachen ab wie "Was sagt der Darsteller, damit der Ochse vorwärts geht", um sicherzustellen, dass überhaupt gelesen wurde (die Antwort ist "wüüh", damit Ihr hier alle ruhig schlafen könnt). Das ist aber natürlich überhaupt nicht interpretatorisch wertvoll. Also, auf welche Themen würde ich mich stürzen?

Persönlich interessiert mich ja der Bezug zur Realität. Dass es die Orte Hoyerswerda und Co. tatsächlich gibt und wo die liegen, das würde ich die alle mal im Atlas nachschlagen lassen. Und was Wendisch/Sorbisch ist. Da wir da entfernte Verwandtschaft habe, habe ich gleich Ideen für Referate und ähnliches, aber gut, ist ja zum Glück dieses Mal NICHT meine Schulzeit. Und natürlich könnte man auch gleich die anderen anerkannten Minderheiten in Deutschland durchsprechen. Hey, ich kenn sogar einen Friesisch-Sprecher!

Aber damit sind wir immer noch nicht inhaltlich weiter. Worum geht es, abgesehen vom offensichtlichen? Ja, das ist eine Sage aus der sorbischen Gegend. Zurück zum Thema: Ist die da noch bekannt? In anderen Versionen als von Otfried Preusler? Und stört es mich eigentlich, dass außer der Kantorka keine Mädchen oder Frauen vorkommen und die Kantorka nicht mal einen Namen hat? Nicht haben darf, vielleicht. Na ja, ist ja sowas wie ein Märchen, da geht das wohl ausnahmsweise mal in Ordnung. Aber selbst bei den "12 Raben" hat die erlösende Schwester mehr zu sagen als hier. Oh, ein weiterer Bezug, den man sicher im Unterricht nutzen könnte! Und ich muss wohl schauen, ob die weiteren Lektüren in der Klasse ausgleichend wirkt, man kann ja abwechseln beim Geschlechter-Bingo.

Und weiter thematisch? Nach diesem Speed-Reading heute bleibt mir im Kopf der Begriff von Arbeit, der dort herrscht. Dass man, obwohl man (durch Magie) könnte, doch lieber nicht ohne Arbeit sein will, weil das den Tag strukturiert, von Dummheiten abhält. Und ja, dieses ganze Mühlenhandwerkswissen, dass nebenher vermittelt wird, das ist schon beeindruckend.

Was eine kurze Googelei ergibt, das Thema "Macht" (durch Magie) und wer sich davon bezirzen lässt ... nee, das hat mich hier weder angesprungen noch besonders beeindruckt, das ist eher ein Nebenschauplatz.

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