Dienstag, 27. März 2018

Renegade Mother - eine Lese-Empfehlung

Liebes Internet,

vor einiger Zeit stieß ich auf eine Autorin, die über ihre langjährige Beziehung schrieb. Und zwar in einer Art und Weise, die ich nachvollziehen konnte. Ich weiß nicht mehr, über wen, falls Ihr das schon früher empfohlen habt, meldet Euch, ich verlinke Euch gern - nicht, dass das viel nützen würde.

Hier ihre Liste der 15 Dinge, die sie in einer bisher 15 Jahre dauernden Ehe gelernt hat:

15 Things I've learned over 15 years of questionable marriage

Da gibt es so einige Punkte, die ich mich damals ansprachen und auch beim Wiederlesen immer noch ansprechen. Meine Ehe dauert auch schon ein paar Jährchen und vielleicht hat Janelle Hanchett ja tatsächlich ein paar universelle Weisheiten zusammengestellt.

Am liebsten würde ich die Liste komplett hierher klatschen und übersetzen, damit sie die Resonanz erhält, die sie verdient. Aber ich schätze, dann mache ich mich diverser Urheberrechts-Vergehen schuldig und wer möchte schon gern in den USA verklagt werden!

Hier also ein paar Punkte, aber die Empfehlung bleibt bestehen: Wenn Ihr genug Englisch könnt, lest das ganze verdammte Ding:

"1. Das ultimative Geheimnis, verheiratet zu bleiben? Sich nicht scheiden lassen"
(ja, da hätte ich auch schon fast aufgehört, aber zum Glück ist der Satz ja so kurz und irgendwie doch ein bisschen witzig)

2. Manchmal ist der Grund dafür, dass du dich nicht scheiden lässt einfach nur, dass du dich lebendig begraben lassen möchtest allein beim Gedanken daran, dass Ganze mit noch einem Menschen noch einmal durchstehen zu müssen (und das KANN ausreichend sein)

3. Die Sache, die dir niemand erzählt: Wenn du einfach weitermachst, egal warum, wachst du eines Tages auf und merkst, dass der ganze Mist, der dich so genervt hat, einfach verschwunden ist, obwohl er nicht unbedingt GELÖST wurde. Er belastet dich nur einfach nicht mehr und das ist total befreiend

4. Ich habe viele Jahre damit verbracht, dass ich Mac (das ist der Ehemann) in etwas ändern wollte, das mir besser passte. Irgendwann merkte ich, dass ich mich fragen sollte: Sind seine Fehler Dinge, die ich absolut nicht ertragen kann (sie sagt hier auf englisch: "Deal breaker")? Dann geh. Wenn nicht, akzeptiere den Mist einfach und mach weiter. ER WIRD NIE SEINE SCHRÄNKE AUFRÄUMEN, JANELLE, aber du wirst vermutlich auch immer sonntags rumschreien.

5. Das "Wer hat den Längeren/Wer leistet mehr in der Ehe" Spiel führt zu nichts außer zu fürchterlicher Verbitterung (und irgendwie ende immer ich als der "bessere Partner", obwohl, ehrlich gesagt, auch ich selber oft das größere Arschloch bin). Zum Beispiel: Ich habe 9x den Geschirrspüler ausgeräumt, also musst du jetzt 6x die Wäsche machen. Außerdem habe ich die Kinder geboren, deshalb schuldest du mir dein ganzes verdammtes Leben, aber andererseits hast du dich zehn Jahre krummgelegt, um uns zu finanzieren aber ich bin immer noch höher auf der ehelichen Fahnenstange, denn, aus meiner Sicht, bin ich hier einfach das Opfer. Außerdem kann ich Multitasking und du findest nicht mal die Butter im Kühlschrank. Jemals." Nein. Das führt zu nichts. Er ist doof und ich bin doof, aber jeder von uns ist unterschiedlich doof und deshalb werden voneinander genervt sein bis ans Ende unserer Tage. Cool, dann können wir ja jetzt Netflix schauen. (Und: manchmal BIN ICH diejenige, die mehr schafft und aushält und manchmal ist ER es. Es gibt ein Gleichgewicht, auch wenn sich das nicht wie in der Buchhaltung messen lässt."

Gut, das geht also noch einige Punkte (10, um genau zu sein) weiter. Ich hoffe, der Ton kam halbwegs rüber und ich habe es nicht komplett jeden Witz in meinen Übersetzungsversuchen gekillt. Einige der Gedanken kamen mir jedenfalls vertraut vor. Irgendwann nach einigen Jahren Ehe oder Zusammenleben muss man mit manchen Dingen einfach klarkommen, schließlich wird es wohl nie vorkommen, dass zwei perfekte Wesen sich zusammen tun und bis ans Ende ihrer Tage glücklich sind und nie mehr Streit haben.

Die Autorin ist Janelle Hanchett, hat inzwischen ein Buch geschrieben "I'm Just Happy to Be Here: A Memoir of Renegade Mothering", dass im Mai 2018 auf Englisch herauskommt.

Montag, 5. März 2018

Samstags vor Schulen rumeiern

Ganz herrlich finde ich ja, wie wir AutofahrerInnen samstags vor Schulen nicht genau wissen, was jetzt zu tun ist. Da steht ja dieses 30-Schild. Klar, zum Schutz der lieben Kleinen (oder Großen, so genau wird da nicht unterschieden). Werktags, 6 bis 22 Uhr. Klar, die sind ja nicht die ganze Nacht da, hofft man zumindest.

Aber Samstag (oder Sonnabend, wie man hier lokalpatriotisch wohl sagen sollte): Da dämmert es einigen (wie mir) dumpf im Hirn: War da nicht mal was, dass das gar kein echtes Wochenende ist? Zählt das nicht auch als Werktag? Bei den Mindest-Urlaubstagen für Arbeitnehmer war da doch was, oder früher, als man noch nur Zug fuhr, da gab es doch auch Züge, die nur werktags fuhren. Und damals wusste man, was das heißt. Inzwischen ist das im Nebel der Unwichtigkeiten nach hinten gerutscht und nur mehr erahnbar, dass sich da ein Umriss befindet, aber nicht, was sich dahinter verbirgt.

Andererseits weiß ich und wissen die meisten anderen Verkehrsteilnehmer offenbar auch, dass am Samstag definitiv keine Kinder Unterricht haben. Das war in meiner Kindheit noch anders, wurde aber in meiner Jugend schon abgeschafft (Hessen, nur falls das mal wieder so ein Bundesländerding ist). Und in Hamburg ist das, ich habe schulpflichtige Kinder, definitiv auch so, samstags gehört das Kind nach Hause.

Und so gurken alle mit irgendwie verkrampften 40 bis 43 km/h an den Schulen vorbei.

Nun, dies ist ja hin und wieder ein serviceorientierter Blog, ich habe das mal für Sie recherchiert:

Samstag ist ein Werktag!

Nach Verkehrsrecht, Urlaubsgesetz (so schön, das "Bundesurlaubsgesetz". Ich wohne gerne in einem Land, das so etwas hat) gilt der Samstag als Werktag. Bei Mietzahlungen sieht das schon wieder anders aus, sagt Wikipedia, und bei Fahrplänen ist man doch froh, dass man inzwischen den ganz konkreten Termin per Online-Abfrage klären kann und nicht auf die sehr verwirrenden Hinweise im Papierfahrplan am Gleis angewiesen ist.

Also, samstags Fuß vom Gas und nicht von irgendwelchen Noch-nicht-so-Schlauen-wie-Ihr von hinten bedrängen lassen. Ihr (wir) seid die, die Bescheid wissen!

Freitag, 2. März 2018

Der Gender Pay Gap wird hauptsächlich durchs Mutter-Sein ausgelöst. Und nur Väter können das ändern?

Der Artikel aus der New York Times ist auf Englisch, bestätigt aber einiges, was ich so schon länger vermute.

Dabei geht es nicht um den "klassischen" Gender Pay Gap, bei dem berechnet wird, wie viel Frauen im Vergleich zu Männern verdienen auf die Stunde umgerechnet. So dass Ungleichheiten durch Teilzeitarbeit (die öfter Frauen machen) nicht ins Gewicht fallen sollten.

Hier geht es um den Lebens-Verdienst (in Geld, andere Verdienste mal außen vorgelassen), auf Jahre heruntergebrochen, und wie sich der bei Männern und Frauen unterschiedlich verhält, wenn sie Kinder haben. Also bei Frauen, bei Männern ändert sich durchs Kinderhaben nichts.

Frauen ohne Kinder legen übers Leben gerechnet eine ähnliche Kurve wie Männer hin, nicht ganz so hoch wie die der Männer, aber zumindest ohne die "Abbrüche" durch Kinderbetreuungszeiten.

Und die Sache ist die, irgendwer muss sich ja um die Kinder kümmern, sonst sterben die halt. Jemand muss nachts aufstehen und ist dafür vielleicht tagsüber nicht so fit, um 8 Stunden und mehr an der Maschine, am Menschen oder im Büro zu arbeiten. Und nein, weder ich noch die meisten Feministinnen denken, dass es eine Lösung ist, die Kinder möglichst komplett auszulagern in 10-Stunden-Kitas und ähnliches (wobei längere Öffnungszeiten natürlich Eltern im Schichtdienst oder mit anderweitigen Arbeitszeiten jenseits des "von 8 bis 5" helfen würden).

Und ja, ich sehe mit Freude die ganzen "neuen Väter", so sie denn tatsächlich auch zeitlich bereit sind, für ihre Familie und ihre Kinder an der Arbeit Abstriche zu machen, ich denke, nur so ändert sich etwas. Auch an der Haltung. "Ich hab meine Kinder ja nicht gekriegt, um sie dann nie zu sehen", das sollte nicht als Motto von Vollzeit-Hausfrauen gegen voll berufstätige Mütter genutzt werden. Sondern von Vätern gegenüber ihren Arbeitgebern!

Donnerstag, 1. März 2018

Die Sache mit den Kindern und den Medien

Gerade geistert es durch meine Online-Medien und ich bin den Buddenbohms beim Nuf ja sehr dankbar, die "andere Seite" der Medienerziehung durchscheinen zu lassen. Ihre Wahrheit. In Teilen auch meine Wahrheit.

Sicher sind ähnliche Artikel bei anderen Bloggerinnen und Bloggern deren Wahrheit. Und ich bin immer mal wieder kurz unsicher, ob wir nur zu verkrampft sind und die große Freiheit ("macht doch in Eurer Freizeit, was Ihr wollt, und wenn das fünf Stunden YouTube-Schauen am Stück ist, dann ist das nicht mein Problem") uns alle zufriedener machen würden und das Problem gar nicht mehr so unüberwindlich schiene.

Aber dann fällt mir das Motto unsere Schule ein (und es gibt sogar ein Lied dazu): "Ich bin anders als du. Du bist anders als ich". Und ich kenne meine Kinder besser als du. Dafür kennst Du Deine besser als ich. Und insgesamt macht das dann Verallgemeinerungen ziemlich schwierig.

Ich möchte nun also Team "wie auch immer geregelte Medienzeiten" unterstützen. Ich hab ein Kind, das bräuchte das alles nicht. Wie es das Klischee will, ist es ein Mädchen.

Ich habe ein anderes Kind, dem ich das Handy ohne Protest wahrscheinlich nur aus der erkalteten Hand herausdrehen könnte.

Mit dem Handy wird so gut wie nie kommuniziert, ein bisschen Whatsapp (wahrscheinlich hauptsächlich mit mir), ein bisschen andere Netzwerke (Instagram, musical.ly), eigentlich nie als Telefon.

Hauptsächlich und ohne Pause wird damit YouTube geschaut und hin und wieder Spiele gespielt. Die schlimmste Phase "Clash Royale" mitsamt "Oh, das Geld wollte/sollte ich doch gar nicht ausgeben" ist zum Glück anscheinend vorbei. Inzwischen ist das Kind so alt, dass man den Energieüberschuss nach dem stundenlangen Stillsitzen nicht mehr so negativ bemerkt. Früher war das deutlicher, schlechte Laune, Überdrehtheit, sobald das Handy weg war, schwer zu bändigen, schwer in sinnvolle Bahnen ("Geh doch mal raus". "Lass uns doch mal zusammen rausgehen/im Garten arbeiten/Trampolin springen/Fahrrad fahren") zu lenken.

Da wir keine Lust haben (wir haben es ausprobiert), die Medienzeit insgesamt zu kontrollieren (bei uns heißt das "Elektronikzeit"), haben wir uns für das Modell: "Ab 19.00 Uhr dürft Ihr" entschieden. Das hat das Ganze schon mal stressfreier gestaltet, weil man nicht mit der Uhr hinter den Kindern herrennen muss bzw. versuchen muss, Zeitbegrenzer-Apps oder ähnliches zu installieren. Bis auf das Aufhören, weil Bettzeit ist, das ist natürlich dann die eine Grenze, bei der versucht wird zu schieben. Zum Schlafen kommen alle Geräte ins Wohnzimmer an ihre Ladestation. Das ist mal gut zu begründen weil es ja 1. den Schlaf stören soll, so ein Gerät neben sich zu haben und ich 2. als gutes Vorbild ("sie machen einem ja doch alles nach) mein Handy ebenfalls nie im Schlafzimmer habe, ich hab mir sogar einen Wecker neu gekauft, damit ich das Handy dafür nicht nutzen muss.

Natürlich werden Regeln dann wieder gedehnt, interpretiert, gebeugt ("Wenn ich abends beim Sport bin, dann muss ich die Zeit ja nachmittags "vorholen", damit ich nicht zu kurz komme"), aber momentan kommen wir damit halbwegs klar. Und ich bin wirklich, wirklich überzeugt davon, dass alles andere sonst, bei totaler Freigabe, zu kurz kommen würde. Schulaufgaben, Lernen für Arbeiten, Mithilfe im Haushalt, vermutlich sogar Hobbys und Sportverein (da ist man ja inzwischen auch alt genug, dass man absagen kann, wenn man mal keinen Bock hat oder sich nicht so fühlt). Froh bin ich über den kreativen Gebrauch (Videos schneiden, musical.lys herstellen), auch für Recherchezwecke etc. ist das Gerät natürlich jederzeit freigegeben. Das macht aber nur einen geringen Teil der Nutzung aus.

Und ja, es wäre mir lieber, wenn die Kinder mehr Bücher lesen würden. Aber selbst da bin ich ein gebranntes Kind. Denn auch wenn mein exzessiver Bücherkonsum in Kindheit und Jugend meine intellektuellen Fähigkeiten sicher gestärkt hat (ich komme nicht unbedingt aus einem Bildungsbürger-Haushalt), würde ich mir inzwischen doch wünschen, ich hätte hin und wieder mal mehr gemacht als zu Hause hinter einem Buch oder einer Zeitschrift zu sitzen. Vielleicht wäre ich dann auch nicht ganz so kurzsichtig, aber so weit war die Wissenschaft damals ja noch nicht.

Also: Ich werde das Experiment von Frau Buddenbohm zu 1 Woche totaler Freigabe von Medien und allen anderen Pflichten mit großem Interesse beobachten und hoffe auf viele tolle Berichte, aus denen wir vielleicht was für uns mitnehmen können.