Mittwoch, 3. September 2014

Nachmittagsbetreuung - ein Trauerspiel trotz Hort

Hamburg stellt ja gerade die Grundschulen um auf Ganztagsschule. Von daher habe ich ab diesem Schuljahr ein Kind in der "echten" Ganztagsschule, wo sich nachmittags tatsächlich Lehrer um die Kinder kümmern, der Nachmittag in den Schultag integriert wird. In Pädagogen-Sprech: "Rhythmisierung". Heißt, dass nicht der ganze Unterrichtsstoff in 45- oder 90-Minuten-Blöcken in den Vormittag geknallt wird. Sondern dass es vormittags auch mal ruhigere Phasen (oder Sport) gibt und dafür nachmittags neben einer "Lernphase" (Hausaufgaben, Lernen) und Freizeit eben auch hin und wieder noch ein paar echte Schulfächer.

Wie gut das funktioniert, wird sich zeigen. Der Rest der Schule hat nämlich noch das "unechte", also un-rhythmisierte Modell. Das entspricht dem alten Hortgedanken "Vormittags machen die Lehrer Unterricht, nachmittags die Erzieher Hausaufgabenbetreuung und Freizeit". Und das ist, egal unter welcher Fahne es läuft (nennt es Ganztag, nennt es Hort) verbesserungswürdig.

1. Immer zu wenig Absprachen zwischen Schule und Hort, Lehrern und Erziehern. Nachmittags hatten sie anfangs sogar Probleme, den hochoffiziellen "Schulethos" der Schule samt Regeln, auf die sich alle verständigt hatten, durchzusetzen
2. Wer macht die Hausaufgabenbetreuung? Im Hort oft unterbezahlte Honorarkräfte, die nicht immer die didaktischen Ansätze der Lehrer vom Vormittag nachvollziehen können und den Kindern dann, wenn sie mal was erklären, gern alles ganz anders erklären als der Lehrer. Sehr viel besser sieht das im "unechten" Ganztag auch nicht aus, da gibt es oft nicht mal das Geld für die Honorarkräfte und es wird nur drauf geachtet, dass die Kinder still sind
3. So toll es klingt: Ganztag, und dann sind die Kinder fertig, wenn sie nach Hause kommen und müssen nichts mehr für die Schule tun: Stimmt ja gar nicht! Natürlich müssen zu Hause weiterhin Vokabeln gelernt werden oder Schwierigkeiten noch mal nachgearbeitet. Und man kann das entweder normal finden ("war bei uns ja auch nicht anders") oder drüber nachdenken, was das für Kinder bedeutet, die bis 18.00 Uhr in der Betreuung sind. Nach Hause kommen, Abendbrot essen, Weiterlernen? Abends um 19.00 Uhr? Grundschüler? Die Antwort überlasse ich dem geneigten Leser/der geneigten Leserin.

Das sind nur einige der Problemstellen. Weitere werden in diesem Artikel aus der ZEIT angerissen. Zum Beispiel, dass Lehrer nur ungern die Hoheit über ihr Klassenzimmer, also den Raum an sich, abgeben. Immer wieder kommt es zu Beschwerden der Lehrer, dass das Zimmer schmutzig sei, Sachen angefasst oder verändert wurden. Viele Erzieher wissen kaum noch, was sie die Kinder im Raum machen lassen sollen, außer mit gefalteten Händen brav am Tisch sitzen, damit es am nächsten Tag nicht wieder Ärger gibt.


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