Sonntag, 19. Juli 2015

Ess ich - oder ess ich nicht?

Neulich auf einer Familienfeier sah mich eine Frau dabei, wie ich Reste meiner Kinder aufaß. Soweit, so gewöhnlich, denn man steht als Eltern doch häufig vor dem Problem: Wie viel Essen kann ich einfach so wegzuwerfen ohne mit meinen eigenen moralischen Grundsätzen in Konflikt zu geraten. Versus: Welches Essen, das meine Kinder essen, mag ich überhaupt und wie viel von dem, was ich mag, vertrag ich, ohne zuzunehmen wie eine Wasserbombe, die am Wasserhahn hängt.

Diese Dame sagte: "Ich hab ja damals nie die Reste aufgegessen."

Ich fragte nicht weiter, wie sie das meinte, hörte aber einen gewissen Stolz aus ihren Worten. Und werde nun von möglichen Interpretationen verfolgt.

Wollte sie damit sagen, dass sie
-  ihre Kinder viel besser im Griff hatte und deshalb entweder nur so viel genommen wurde, wie gegegessen wird (ein Ideal, dem ich natürlich auch entgegenstrebe) oder aber die Kinder gut genug gedrillt sind, um aufzuessen, egal wie voll der Magen ist
-  es ein bisschen eklig findet, zum Teil angebissene Reste aufzuessen? Versteh ich zum Teil, andererseits: Es bleibt ja in der Familie
- es nicht nötig hatte. Ähnlich wie es ja angeblich Männer gibt (oder gab), die sagen "Meine Frau hat es nicht nötig, arbeiten zu gehen" (weil er genug für alle verdient). War halt genug Geld und Essen da, dass man größere Mengen unbesehen wegschmeißen konnte
- sich selbst so wichtig war, dass sie nicht Reste isst, sondern gefälligst einen eigenen Teller mit den Sachen füllt, die sie selber essen möchte. Was für eine gesunde psychische Einstellung spricht, der ich ebenfalls nacheifere

Da ich ein freundlich gesinnter Mensch bin, gehe ich von der positivsten, und damit der letzten Interpretation aus und versuche mit dieser abschließenden Bemerkung diese Gedankengänge abzuschließen. Und wenn das Essen mir schmeckt, kann ich die Teller meiner Kinder sogar ablecken, da hab ich gar kein Problem mit, weder psychisch noch anderweit.

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