Donnerstag, 26. April 2018

Es war ein goldener Sonntag

Das inoffizielle Oberthema dieses Blogs lautet seit einiger Zeit: Ehrliches Elternblog. Weil ich diese ganzen super-gelungenen Kindergeburtstage, nicht mehr sehen konnte, zumindest im Vergleich zu unseren eigenen. Oder die ganzen anderen tollen Veranstaltungen, vollgefüllten und erfüllten Tage, die so wenig mit meinem Elternalltag zu tun haben.

Aber heute tue ich es doch (also, wer das nicht ab kann, bitte schnell woanders hinklicken).

Letzter Sonntag war ein Geschenk. Ein Tag, der mich über die Woche trägt (und wahrscheinlich noch weiter), wenn alles gar nicht so läuft.

Als allererstes der Trost an alle Kleinkindeltern mit chronischem Schlafmangel: Es wird besser! Es wird sogar so gut, dass man vielleicht am Sonntag gegen halb zehn oder zehn geweckt wird. Der Frühstückstisch ist gedeckt. Die Brötchen sind aufgebacken. Ja, das dauert ein bisschen, ist mir bewusst. Meine Kinder sind derzeit 14, 12 und sieben, und von der Siebenjährigen könnte ich das nicht erwarten. Außer, dass sie mich länger schlafen lässt, als die Durchschnittssiebenjährige, aber das ist ein reiner Glücksgriff, ich bin mir dessen bewusst.

Also dieses traumhafte Frühstück, zu dem wir Erwachsenen nur noch Kaffee beisteuern musste, selbst den Tee hatten die Kinder sich selber gemacht. Ich weiß nicht mehr, wer den Tisch abräumte, in meiner verklärten Erinnerung war ich es nicht, aber da mag ich mich täuschen (wollen).

Wie es sich für den Traumsonntag gehört, war das Wetter, sogar entgegen dem Wetterbericht, wunderbar. Wir warteten eigentlich auf Regen gegen Abend, aber nichts da! Ich bin mir nicht sicher, wie ich den Tag verbrachte, im Traum halt. Vermutlich habe ich gekocht, superlecker natürlich und allen hat's geschmeckt. Ach nee, ich glaub, es gab was Aufgewärmtes von Samstag. Noch viel besser, nicht kochen! Außerdem haben wir ein bisschen im Garten herumgepuzzelt, leichtere Arbeiten, ist ja Sonntag, kann man eh keinen Lärm mit schwerem Gerät machen. Nach Tagen des Wartens und Bangens, ob ich es dieses Jahr schaffen werde, haben wir nämlich diverse Gemüsepflanzen auf dem Fensterbrett und ich habe es geschafft, diese in neuen Töpfen zu vereinzeln ("pikieren" in der Fachsprache, glaube ich). Und es war alles nötige dafür vorhanden, weil mein Mann es in der Woche geschafft hatte, beim Recyclinghof vorbeizufahren und einige Säcke Kompost mitzubringen. Auch das wahres Glück, nicht am Sonntag feststellen zu müssen, was einem alles fehlt, um spontan die Pflanzen zu pikieren, ein Lieblingsessen zu kochen etc.

Angenehm körperlich .. erschöpft wäre zu viel gesagt ... angenehm gefordert also, nach dem Mittagessen gab es ein Mittagsschläfchen für mich.

Die unpädagogische Medienzeit für die Kinder, damit wir Erwachsenen unsere Ruhe haben, gibt es hier sonntags schon so lange, dass ich mich darüber gar nicht mehr aufrege. Das ist so und das muss so.

Danach bereiten wir alles fürs Grillen im Garten vor! Und ja, auch da, nach dem üblichen Genöle der Kinder, das ich aber gut ignorieren konnte, da sie draußen nölten und ich drinnen Salat und Kuchen vorbereitete, kam ich raus und auch der Gartentisch war gedeckt, Bänke standen an ihrem Platz, Kissen lagen aus und sogar eine Tischdecke*.
*eine ausrangierte Gardine

Der neue Grill war wunderbar (gebraucht erworbenes Wunderwerk mit Deckel), Fleisch, Würstchen und Kartoffeln gelangen und schmeckten. Alle halfen mit beim wieder ins Haus bringen. Alle waren friedlich und unterhielten sich miteinander. Alle gingen dem sonntäglichen Badetag nach, vielleicht etwas später als sonst, aber ich glaube, alle waren ein wenig glücklicher als sonst.

Montag, 9. April 2018

Bücher - ein paar halbgare Empfehlungen

Hin und wieder komme ich in einen Leseflash. Hilfreich dabei: die örtliche Bücherhalle (außerhalb Hamburgs heißt so was Bücherei, nur für die auswärtigen Leser, die jetzt eher an Bahnhofskiosk oder ähnliches denken). Da stößt man auf Bücher, auf die einen der Amazon-Empfehlungsalgorithmus vielleicht nicht gestoßen hätte. Oder auf Bücher, die man sich nicht gekauft hätte, die man aber trotzdem bereit ist zu lesen. Im November also:

Toni Morrison: Heimkehr (übersetzt von Thomas Piltz)
Rezension und Zusammenfassung vom Deutschlandfunk - ich muss zugeben, beim Lesen habe ich vermutlich die Hälfte der Andeutungen verpasst oder nicht verstanden. Toni Morrison schreibt sehr dicht, sehr "im Kopf der Hauptfigur", dafür dann oft sehr in der Art eines Gedankenstroms, von dem man nur einen Teil bewusst mitkriegt. Das ist nicht immer einfach.
Was wäre das Äquivalent für so ein Buch in Deutschland? Bücher über bäuerliches "Gesinde" vor hundert Jahren? Gab es solche Geschichten vor ihr gar nicht in dieser Form, Poesie und Breite? Vergessene Geschichte(n)? Jetzt wäre ein bisschen Literaturwissenschaft vermutlich mal hilfreich.
Das Ende war ein bisschen schwach: "sie wurde erwachsen und die starken Frauen halfen ihr dabei. Sie musste jetzt selbst stark sein" - verkürzt so ähnlich. Andererseits - nicht meine Erfahrung, nicht an mir zu urteilen.

Inge Jens: Langsames Entschwinden
Bestimmt hat Walther Jens wichtige Bücher geschrieben, die immer noch vielen Intellektuellen in Deutschland viel bedeuten. Aber dieses Buch über ihn, von seiner Frau, ist viel wichtiger. Behauptungen. Einfach mal so stehen lassen. Demenz und was sie mit uns macht. Wie schwierig das gerade für Menschen sein muss, die sich vor allem über ihre geistigen Fähigkeiten definieren.

Ali Smith: How to be both
Erste Hälfte sehr gut (Jugendliche in Großbritannien muss mit Tod der Mutter zurechtkommen). Zweite Hälfte etwas schwieriger: Mädchen in Italien von 14hunderschießmichtot wird Fresco-Malerin und ihr Geist schwebt jetzt irgendwie um das heutige Mädchen herum. Andererseits ein Buch NUR über eine(n) Renaissance-Künstler(in) hätte ich vermutlich nicht mal mit spitzen Fingern angefasst und immerhin hab ich so ein bisschen was gelernt. Und gut geschrieben ist es.

Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt
Sehr tolle Erzählungen. Natürlich manche etwas mehr als andere. Könnte gern ein Roman sein. Aber ich glaube, so was soll man nicht über Erzählungen, Novellen, Kurzgeschichten sagen, richtig?