Montag, 9. April 2018

Bücher - ein paar halbgare Empfehlungen

Hin und wieder komme ich in einen Leseflash. Hilfreich dabei: die örtliche Bücherhalle (außerhalb Hamburgs heißt so was Bücherei, nur für die auswärtigen Leser, die jetzt eher an Bahnhofskiosk oder ähnliches denken). Da stößt man auf Bücher, auf die einen der Amazon-Empfehlungsalgorithmus vielleicht nicht gestoßen hätte. Oder auf Bücher, die man sich nicht gekauft hätte, die man aber trotzdem bereit ist zu lesen. Im November also:

Toni Morrison: Heimkehr (übersetzt von Thomas Piltz)
Rezension und Zusammenfassung vom Deutschlandfunk - ich muss zugeben, beim Lesen habe ich vermutlich die Hälfte der Andeutungen verpasst oder nicht verstanden. Toni Morrison schreibt sehr dicht, sehr "im Kopf der Hauptfigur", dafür dann oft sehr in der Art eines Gedankenstroms, von dem man nur einen Teil bewusst mitkriegt. Das ist nicht immer einfach.
Was wäre das Äquivalent für so ein Buch in Deutschland? Bücher über bäuerliches "Gesinde" vor hundert Jahren? Gab es solche Geschichten vor ihr gar nicht in dieser Form, Poesie und Breite? Vergessene Geschichte(n)? Jetzt wäre ein bisschen Literaturwissenschaft vermutlich mal hilfreich.
Das Ende war ein bisschen schwach: "sie wurde erwachsen und die starken Frauen halfen ihr dabei. Sie musste jetzt selbst stark sein" - verkürzt so ähnlich. Andererseits - nicht meine Erfahrung, nicht an mir zu urteilen.

Inge Jens: Langsames Entschwinden
Bestimmt hat Walther Jens wichtige Bücher geschrieben, die immer noch vielen Intellektuellen in Deutschland viel bedeuten. Aber dieses Buch über ihn, von seiner Frau, ist viel wichtiger. Behauptungen. Einfach mal so stehen lassen. Demenz und was sie mit uns macht. Wie schwierig das gerade für Menschen sein muss, die sich vor allem über ihre geistigen Fähigkeiten definieren.

Ali Smith: How to be both
Erste Hälfte sehr gut (Jugendliche in Großbritannien muss mit Tod der Mutter zurechtkommen). Zweite Hälfte etwas schwieriger: Mädchen in Italien von 14hunderschießmichtot wird Fresco-Malerin und ihr Geist schwebt jetzt irgendwie um das heutige Mädchen herum. Andererseits ein Buch NUR über eine(n) Renaissance-Künstler(in) hätte ich vermutlich nicht mal mit spitzen Fingern angefasst und immerhin hab ich so ein bisschen was gelernt. Und gut geschrieben ist es.

Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt
Sehr tolle Erzählungen. Natürlich manche etwas mehr als andere. Könnte gern ein Roman sein. Aber ich glaube, so was soll man nicht über Erzählungen, Novellen, Kurzgeschichten sagen, richtig?

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