Samstag, 19. November 2016

Fortschritt durch Technik?

Wir leben im Luxus. Wir haben zwei Waschmaschinen!

Wie es dazu kommt? Nun, die erste machte ein paar Mucken, fraß Löcher in einzelne Kleidungsstücke, wirkte, als sei sie ziemlich durch. Wir zogen um, hatten plötzlich eine Waschküche statt vorher eine waschmaschinengroße Lücke in der Küchenzeile. Und hatten zwei Anschlüsse in dieser Waschküche, weil unsere Wohnung früher zwei Wohnungen waren. Da zog die neue Maschine ein. Es stellte sich heraus, dass die alte entweder durch direkte Aussicht auf ihr Nachfolgemodell gefügiger geworden oder beim Umzug zurechtgeruckelt worden war - sie war gar nicht mehr so schlimm und wir waschen darin jetzt vielleicht nicht unsere Lieblingsstücke, die nie nicht kaputt gehen dürfen, aber alles andere geht.

Ein paar Mucken hat sie natürlich. Zum Beispiel läuft sie nicht einfach los nach Anschalten, nein, da blinkt erst mal empört das "Tür"-Symbol. Man muss einmal kräftig gegen die Tür treten, damit das Schloss auch wirklich einrastet. Bzw. nach so langer gemeinsamer Zeit hat man eine kräftig-zärtliche Zustoßtechnik entwickelt, die den Tritt ersetzt.

Ansonsten genießen wir den Luxus, die Wäsche für fünf Menschen in der halben Zeit wie üblich gewaschen zu bekommen. Nur deshalb haben wir vermutlich keinen Trockner, es ist einfach genug Zeit, das Ganze aufzuhängen (wobei ich im Winter immer mal wieder an die Grenzen kommen, vor allem, wenn jedes zweite Wäschestück - wundersamerweise aber nicht jedes, obwohl sie in derselben Trommel waren - unangenehm nach Trockenboden riecht).

Wir wuschen also  mal wieder fröhlich vor uns hin. Ich ging in den Keller, wollte die gewaschene Wäsche nach oben bringen. Da piepst es, schon auf der Kellertreppe zu hören. Eine Störungsmeldung! Und natürlich hat es anderthalb Stunden gedauert, bis ich das überhaupt mitkriege, für manches ist eine Waschmaschine IN der Wohnung auch nicht zu verachten.

Ein ominöses "E40" blinkt auf dem Display. Hm. Die Wäsche ist nicht mal nass. Wasserhahn aber aufgedreht, so viel prüfe ich immerhin. Also mit nur einer gewaschenen Ladung nach oben. Aufhängen. Dann im Berg der Bedienungsanleitungen graben bis man sich zur richtigen Waschmaschine durchgearbeitet hat (hat hier jemand ein Bedienungsanleitungsaufbewahrungssystem, das über "alles in eine Kiste" hinausgeht und sich bewährt hat? Ich hätte Interesse). Gedankengänge: "Vielleicht ist der Filter verstopft, mit Socken, Geldstücken und so? Hab ich ja ewig nicht mehr aufgemacht, macht ja keiner freiwillig". "Hoffentlich ist es nichts ernstes, weiß nicht, ob ich zurück zur "Ein-Waschmaschinenzeit" könnte."

Ein Chaos aus "Toaster", "Waffeleisen", "Geschirrspüler" und ähnlichen Heftchen hinterlassend, finde ich endlich eine Waschmaschinenanleitung.  Ach nee, das war die andere. Aber jetzt: Bla, bla, bla, wo stehen denn jetzt die Fehlermeldungen?
Ah.
E40.

"Tür nicht richtig geschlossen"

Einer dieser Momente, in denen man den technischen Fortschritt so richtig zu schätzen weiß.

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