Montag, 23. Mai 2016

Meine lieben Eltern

Man hat ja normalerweise recht viel auszusetzen an seinen Eltern. Je näher jemand einem steht, desto genauer sieht man die Macken und Fehler.

Was habe ich ihnen nicht schon alles vorgeworfen. Angefangen beim Geburtstag ("Ihr wisst doch, wie doof es ist, so nah an Weihnachten Geburtstag zu haben" - na, hat ja nur 30 Jahre und zwei eigene Dezemberkinder gedauert, bis ich mir das gespart habe). Ging weiter über harmlose körperliche Merkmale (ja, Genetik. Ich habe ihnen die Vererbung vorgeworfen.). Statt dass man zum Beispiel für durchschnittliche Körpergröße oder den IQ dankbar ist. NEIN, der ist quasi vom Himmel gefallen, ist klar, ne?

Andere Eigenschaften waren natürlich wirklich nicht immer super. Hatte zum Teil mit ihrer eigenen Sozialisierung zu tun. Da gibt es ganze Blog-Reihen drüber. Hat mir weitergeholfen, mir das klar zu machen. Die meisten Eltern wollen doch das beste für ihr Kind. Die sagen nicht: Jetzt bauen wir hier aber mal so richtig mit Absicht Mist, damit das Kind seinem Therapeuten später auch was zu erzählen hat. Also, meistens zumindest, sicher gibt es auch Eltern, die einfach scheiße oder sehr mit sich selber beschäftigt sind. Da gehören meine aber glücklicherweise nicht zu.

Da stecken also oft ganz eigene Kämpfe mit der Vergangenheit dahinter. Und so kann ich, seit ich mich damit beschäftige (gutes Gesprächsthema bei uns: familiäre Vergangenheit. Weniger aufgeladen als zum Beispiel Diskussionen über aktuelle politische Fragen. Und man lernt fast immer etwas, was beim Verständnis der eigenen Eltern hilft), vieles besser einordnen. Und auch mal dafür dankbar sein, welche Verletzungen NICHT weitergegeben wurden. Wo sie die Negativ-Spirale, oft unter Zahlung eines Preises, zwischen den Generationen unterbrochen haben und uns etwas erspart haben.

Und dann die richtig positiven Dinge. Ohne hier ins Detail zu gehen: Als mein Vater sich entschloss, meine Mutter zu heiraten, wurde das auf Seiten seiner Familie sicher nicht nur positiv gesehen. Aber da gibt es eben Eigenschaften an ihm, wie Verlässlichkeit, Entschlossenheit, hohes Verantwortungsgefühl. Über die ich mich freue, wenn ich sie in mir wiederfinde und mir klarmache, dass ich damit nicht einfach geboren wurde, sondern einiges von meinen Eltern gelernt habe. Also ja, danke. Einfach mal danke.

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